Daniel Barenboim mit Willy-Brandt-Preis geehrt

Berlin (dpa) - Der israelisch-argentinische Dirigent Daniel Barenboim hat Politiker zu einer kritischeren Haltung zur israelischen Regierung aufgerufen. Israel brauche zwar Hilfe, aber keine blinde Ergebenheit, sagte Barenboim bei der Ehrung mit dem Internationalen Willy-Brandt-Preis der SPD am Dienstag in Berlin.

Der frühere Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt habe gezeigt, dass grundsätzliche Solidarität mit Israel auch bei kritischen Fragen im Nahost-Konflikt möglich sei.

Der 68-jährige Pianist und Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Unter den Linden ist der erste Träger der SPD-Auszeichnung. Mit seinem West-Eastern-Divan-Orchestra, dem junge arabische und israelische Musiker angehören, habe Barenboim gezeigt, dass Menschen trotz unterschiedlicher Lebensauffassungen gemeinsam etwas gestalten können, sagte der SPD-Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel in seiner Laudatio. Er stehe damit im Geist Willy Brandts.

Barenboim rief die Europäer dazu auf, im Nahostkonflikt die Kompromissbereitschaft der israelischen Regierung einzufordern. Es sei ein Fehler, den Palästinensern weiter einen eigenen Staat zu verweigern. Ausgerechnet jene Staaten, die die Palästinenser zur Staatsgründung ermutigt hätten, würden in der UNO ihre Zustimmung dazu verweigern.

Bei der ersten Verleihung des Preises wurde ein Sonderpreis vergeben. Die ägyptische Regisseurin Laila Solimann, deren Theaterstücke sich mit der Revolution in Ägypten befassen, wird für ihren politischen Mut geehrt. Die Auszeichnung wurde zum 40. Jahrestag von Willy Brandts Kniefall in Warschau ins Leben gerufen. Der Jury unter Vorsitz von Egon Bahr gehören unter anderem Doris Schröder-Köpf und Miriam Meckel an.

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