Wolken am Lido : Buh-Rufe und Euphorie beim Filmfest Venedig
Venedig (dpa) - Der Himmel über Venedig hätte nicht besser zur Stimmung vieler Filme beim Festival passen können. Dunkel, wolkenverhangen und düster war er, fast das gesamte Wochenende über - genauso wie die Werke, die in diesen Tagen ihre Premiere feierten.
Es ging um RAF-Terror in Westdeutschland, gefährliche Rituale von Hexen, die Niederschlagung friedlicher Demonstranten und Rassismus in den US-Südstaaten. So anstrengend diese Werke teilweise waren, es könnte auch ein Anwärter auf den Goldenen Löwen darunter sein.
Empörte Buh-Rufe und frenetischer Beifall - für „Suspiria“ gab es in Venedig beides. Tatsächlich polarisierte der Wettbewerbsbeitrag von Luca Guadagnino enorm. Der Italiener, der zuletzt für sein Oscar nominiertes Drama „Call Me By Your Name“ gefeiert wurde, legte ein Remake von Dario Argentos Horrorfilm „In den Krallen des Bösen“ vor. Mit Dakota Johnson und Tilda Swinton geht er ins West-Berlin der 70er Jahre, wo eine junge Amerikanerin an einer Tanzschule angenommen wird.
Die Tage der Landshut-Flugzeug-Entführung und Anschläge durch die RAF bilden nur den Hintergrund für eine Geschichte voller Wahn und Magie, Hexen und Heldinnen, Realität und Imagination. Es wurde eine Nerven aufreibende und herausfordernde Erfahrung für das Kinopublikum, das zugleich auch einige der eindringlichen Szenen des Kinoexperiments so schnell wohl nicht vergessen wird - beste Voraussetzungen für den Hauptpreis des Festivals.