Analyse: Jerry Yang - entzauberter Visionär

Sunnyvale (dpa) - Er zählt zu den Pionieren des World Wide Web und gilt als Ikone des Internet-Zeitalters. Jahre vor dem Platzen der Internet-Blase hat Jerry Yang sein Unternehmen Yahoo von einem Hobby zum damals weltgrößten Internet-Unternehmen aufgebaut.

Anders als Konkurrenten wie etwa AOL, das später mit dem Medienkonzern Time Warner zusammengingen, legte Yang stets Wert auf Unabhängigkeit. In Krisenzeiten hat sich der heute 43-Jährige damit allerdings nicht immer Freunde damit gemacht. Und die wirtschaftliche Entwicklung von Yahoo lief in den vergangenen Jahren nicht gerade glänzend.

Alles begann in einem Wohnwagen auf dem Campus der renommierten Stanford-Universität in Kalifornien. Dort entwickelte der Elektronik-Student Jerry Yang im Februar 1994 gemeinsam mit seinem Studienkollegen David Filo das „Internet-Verzeichnis“ Yahoo. Yahoo, (Abkürzung für Yet Another Hierarchical Officious Oracle, Noch ein hierarchisches offizielles Orakel) trug eine Übersicht über interessante Inhalte und Themen zusammen und gab den Nutzern einen Wegweiser durch das rasant wachsende Netz an die Hand.

Bereits zwei Jahre später brachte Yang, der als Halbwaise im Alter von zehn Jahren mit seiner Mutter und einem Brunder aus Taiwan ins Silicon Valley kam, seine junge Firma als eine der ersten Internet-Unternehmen 1996 an die Börse - mit einer Bewertung von damals unglaublichen 334 Millionen Dollar.

Doch das Platzen der Internet-Blase riss auch Yahoo in die Tiefe. Hinzu kam in den vergangenen Jahren die stetig wachsende Konkurrenz im lukrativen Online-Werbemarkt durch Microsofts MSN und vor allem Googles Suchmaschine und zuletzt auch Facebook.

Den Posten des Konzernchefs hatte Yang zwar nur von 2007 bis 2009 inne, als „Chief Yahoo“ behielt er aber auch vom Verwaltungsrat aus stets die Fäden in der Hand. Gegen die von Microsoft 2008 geplante Übernahme hatte sich Yang vehement gesträubt und den Verkauf schließlich auch zu verhindern gewusst.

Dafür hatte er sich den Zorn wichtiger Aktionäre zugezogen - denn die Aktie erreichte nie den Preis, den der Windows-Konzern geboten hatte. Marktbeobachter hatten Yang zuletzt immer mehr als Hemmschuh für dringend nötige Veränderungen gesehen.

Über die Pläne nach seinem überraschenden Rücktritt von allen Posten war zunächst nichts bekannt. Er habe die Zeit bei Yahoo sehr genossen, sagte Yang. Dennoch sei es an der Zeit, sich anderen Interessen zu widmen. Der seit 1997 mit einer japanischstämmigen Amerikanerin verheiratete Milliardär gilt als leidenschaftlicher Golfer.

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