IhrPlatz im Insolvenzstrudel

Bei der Tochter von Schlecker sind 5800 Mitarbeiter beschäftigt.

Ehingen/Osnabrück. Die Margerite im IhrPlatz-Logo steht in voller Blüte — 650 Filialen wie die im Dortmunder Hauptbahnhof oder in Düsseldorf liegen Welten entfernt von den manchmal tristen Schlecker-Filialen. Doch nun entkommt auch die Osnabrücker Tochter dem Sog der Insolvenz des schwäbischen Drogerieriesen nicht mehr.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz sorgte dafür, dass die Schlecker- und IhrPlatz-Mitarbeiter nicht so recht wissen, ob sie hoffen können oder bangen müssen. Denn nach der Einigung mit dem wichtigsten Lieferanten Markant kommt kurz darauf die Hiobsbotschaft, dass auch IhrPlatz Insolvenz beantragt. Die 5800 Mitarbeiter erfahren davon diesmal zumindest nicht aus den Medien, sondern früher.

Dabei war die Osnabrücker Tochter am Montag noch bewusst ausgeklammert worden — genau wie die Auslandstöchter. Doch für eine Restrukturierung des Gesamtkonzerns sei auch IhrPlatz vonnöten, entscheidet Geiwitz. „IhrPlatz befindet sich in einem starken Abhängigkeitsverhältnis zu Schlecker, so dass jetzt eine gemeinsame Lösung für den Konzern gesucht werden kann“, sagte der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater.

Am Morgen war bereits das Gerücht durchgesickert, dass die IhrPlatz-Mitarbeiter soeben über die Insolvenz informiert worden sind. IhrPlatz soll seit Jahren rote Zahlen schreiben und musste zwangsläufig mit in die Insolvenz gehen, heißt es in Branchenkreisen. Dabei war die Kette vor wenigen Tagen offiziell noch als Beispiel für eine der positiven Entwicklungen bei Drogerien genannt worden — schließlich überstand sie eine erste Insolvenz vor sechs Jahren in sogenannter Eigenverwaltung.

Und Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg bescheinigt IhrPlatz durchaus Potenzial: So schlecht sehe es für die erst 2007 von Schlecker aufgekaufte Kette gar nicht aus. Allerdings müsse sich die Strategie deutlich ändern. „Schlecker hat mit IhrPlatz bisher nicht viel Freude gehabt“, resümiert Roeb. „Sie haben gedacht, es liegt am Einkauf, und den können sie ja.“ Denn mit seinen Einkaufskonditionen hatte Schlecker jahrelang einen Wettbewerbsvorteil, der dem schier endlos wachsenden Filialnetz entsprang. Doch so einfach sei es nicht gewesen.

Die Gewerkschaft Verdi richtet nun den Scheinwerfer auf die einzelnen Mitarbeiter — schließlich seien viele der Zehntausende, die morgens eine der Drogerien zwischen Flensburg und Oberstdorf aufschließen, Frauen mit Familien. Sie hoffen und bangen, ob der Konzern seine größte Krise übersteht.

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