Ein Zückerchen für Deutschlands Winzer

EU-Vorschlag: Brüssel will Süßes aus dem Rebensaft verbannen. Winzer an Rhein und Mosel gehen auf die Barrikaden.

Brüssel. Die Amtsschimmel in Brüssel haben laut gewiehert, die deutschen Winzer sind auf den Barrikaden: Die EU-Kommission will die Zuckerung für alle Weinbauern in Europa künftig verbieten. Eigentlich ein vernünftiger Vorschlag, denn Saccharose hat eigentlich in einem guten Tropfen nichts zu suchen.

Der Haken an der Sache ist: Das Beimischen von Zucker in Weinbaugebieten nördlich der Alpen hat seit der Römerzeit Tradition. Bisher hat sich niemand darum geschert. Wohlgemerkt wird der Zucker in den unfertigen Wein zum Zweck der Alkohol-Erhöhung geschüttet - das nennt man Anreicherung. Wer Zucker in den fertigen Wein zur Erhöhung des Restzucker-Gehaltes schüttet, um Spätlesen und Eiswein am laufenden Band zu produzieren, ist ein krimineller Panscher. Der Glykol-Skandal ist noch vielen in Erinnerung.

Das Zuckerverbot trifft die bekanntesten deutschen Weine wie Liebfraumilch, Zeller Schwarze Katz oder Kröver Nacktarsch sowie berühmte und beliebte Perlweine wie Kellergeister tief ins Mark. Trotz aller Aufklärungsversuche liebt es der Deutsche immer noch lieblich statt trocken. Unsere bekanntesten Weine - beliebt bei Schweden und Briten - würden ohne Zucker kaum noch zu Qualitätsweinen werden. Bei Prädikatsweinen - vom Kabinett, über Beerenauslese bis zum Eiswein - ist Zuckerzu-gabe dagegen nicht erlaubt. Bei diesen Tröpfchen muss noch alleine die Sonne ran. Scheint sie nicht, bleiben sie halt Essig.

Der Vorstoß der EU hat aber eigentlich einen komplizierten wirtschaftlichen Hintergrund. Sie will weniger unverkäuflichen Wein destillieren und Subventionen sparen. Das ist in Zeiten des Klimaschutzes aber zu kurz gedacht. Mit den Destillaten lässt sich prima Auto fahren. Vielleicht denken alle nochmal nach.

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