NRW: Veto gegen Bahnpreise

Erhöhung: Die Tickets werden ab Dezember durchschnittlich 2,9 Prozent teurer. Im Oktober droht Streik.

Berlin. NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke (CDU) erwägt Schritte gegen die Erhöhung der Bahnpreise. "Wir werden diese Preiserhöhung genau prüfen und notfalls ein Veto aus NRW einlegen", sagte Wittke im Gespräch mit dieser Zeitung. Er übte zugleich Kritik am Vorgehen der Bahn. "Wir wollen mehr Menschen auf die Schiene bekommen. Und das schafft man nicht mit höheren Fahrpreisen, sondern nur mit besserer Leistung".

In einem formalen Verfahren geben die Länder ein Votum zu den geplanten Preiserhöhungen der Bahn ab. Sie können allerdings von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) überstimmt werden. NRW-Minister Wittke kündigte eine genaue Prüfung an. "Die Bahn kokettiert Halbjahresergebnis für Halbjahresergebnis mit immer besseren Ertragszahlen. Dann muss schon ganz genau nachgewiesen werden, warum denn die Fahrpreise erhöht werden", betonte Wittke. "Wenn das alles nur dazu dient, die Braut hübsch zu machen für einen möglichen Börsengang, dann kann man sagen: Einen schnellen Börsengang wird es ohnehin nicht geben."

Für Millionen Pendler und Fernreisende wird Bahn-Fahren zum zweiten Mal in diesem Jahr teurer (wir berichteten). Vom 9. Dezember an sollen die Tarife im Nah- und Fernverkehr um durchschnittlich 2,9 Prozent steigen, teilte die Deutsche Bahn gestern offiziell mit. In der 1. Klasse fällt der Anstieg noch etwas stärker aus. Auch Bahncards und Sitzplatzreservierungen sollen teurer werden. Mit der Preiserhöhung reagiere die Bahn auf die gestiegenen Energie- und Personalkosten, sagte Personenverkehrs-Vorstand Karl-Friedrich Rausch. Zuletzt hatte die Bahn Anfang 2007 ihre Preise angehoben. Die Verbraucherschützer wie der Fahrgastverband Pro Bahn und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) bezeichneten die erneute Anhebung als unnötig.

Offen blieb gestern, ob im Oktober überhaupt Bahnen fahren. Der Tarifkonflikt zwischen Bahn und Lokführergewerkschaft GDL eskalierte gestern weiter. Das Unternehmen erklärte sich zwar zu weiteren Verhandlungen bereit. DB-Personalvorstand Margret Suckale nannte einen "andersartigen Tarifvertrag" aber nach wie vor nicht akzeptabel.

Um durchschnittlich 2,9 Prozent werden die Fahrpreise bei der Deutschen Bahn zum 9. Dezember steigen. Die Auswirkungen auf einigen Strecken mit dem ICE, einfache Fahrt, 2. Klasse: Köln - Hannover 61 Euro (bisher 59 Euro, plus 3,4 Prozent) - Hamburg - Berlin 65 Euro (bisher 62 Euro, plus 4,8 Prozent) - Stuttgart - Kassel 76 Euro (bisher 74 Euro, plus 2,7 Prozent) - München - Frankfurt 85 Euro (bisher 81 Euro, plus 4,9 Prozent) - Berlin - Frankfurt 107 Euro (bisher 104 Euro, plus 2,9 Prozent) - München - Hamburg 122 Euro (bisher 119 Euro, plus 2,5 Prozent)

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