Chinas Aufschwung verliert Kraft

Peking (dpa) - Der Welt-Wachstumsmotor China kommt in Stottern. Die Wirtschaftsleistung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde hat im ersten Quartal 2013 weniger stark zugelegt als von Experten erwartet.

In den ersten drei Monaten des Jahres betrug der Zuwachs im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 7,7 Prozent, wie das Statistikamt am Montag in Peking mitteilte. Im Schlussquartal 2012 hatte er noch bei 7,9 Prozent gelegen. Analysten haben nun Sorge, dass China als Antriebskraft für die Weltkonjunktur schwächeln könnten.

Experten waren eigentlich von einem stärkeren Anstieg zum Anfang dieses Jahres ausgegangen. Der Zuwachs lag nun aber deutlich unter Analystenerwartungen des „Wall Street Journals“ von 8,0 Prozent. Die Aktienmärkte weltweit reagierten enttäuscht. Der in der vergangenen Woche kräftig um fünf Prozent gestiegene Nikkei-225-Index in Japan schloss mit einem Abschlag von 1,55 Prozent. Auch in Europa gaben die Kurse nach.

Die VP-Bank aus Liechtenstein beurteilte die Konjunkturdaten als „herbe Enttäuschung“. Die Signale der chinesischen Daten seien „für die Weltwirtschaft bedenklich“, schrieb die Bank. Die „vielerorts beschworene höhere globale Wachstumsdynamik fällt vorerst aus“. Die NordLB wertete die Zahlen „nahezu als Schock“. Dennoch sahen die Experten in einer am Montag veröffentlichen Analyse das Wachstumsziel der Regierung von 7,5 Prozent für das laufende Jahr noch nicht als gefährdet an.

Das Wirtschaftswachstum lag in den ersten drei Monaten noch deutlich über dieser Regierungsvorgabe. Dieses Ziel wurde aber immer schon sehr vorsichtig gesetzt und meist deutlich übertroffen. Im gesamten Jahr 2012 hatte das Wachstum bei 7,8 Prozent gelegen - dem schwächsten Jahr seit 1999.

Eine schleppende Industrieproduktion und ein schwächerer Einzelhandel dämpften den Zuwachs der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Der Anstieg der Industrieproduktion fiel um 2,1 Prozentpunkte auf 9,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das Wachstum der Einzelhandelsumsätze ging sogar um 2,4 Punkte zurück auf nun 12,4 Prozent. Der Zahlen für den Einzelhandel gelten als ein wichtiger Indikator für die Konsumausgaben in China.

Der Wirtschaftsprofessor Zheng Chaoyu von der Volksuniversität in Peking wertete die Zahlen als einen Indikator für die weitere Entwicklung der chinesischen Wirtschaft: „Die wirtschaftliche Erholung ist noch sehr schwach.“ Die Regierung habe zwar einiges unternommen, um der Wirtschaft wieder Schwung zu verleihen, aber „ich denke, dass Maßnahmen wie das Ankurbeln der Binnennachfrage noch nicht ausreichen“.

Die neuen Zahlen kommen zu einer Zeit, in der China Milliarden in Konjunkturprogramme für die eigene Wirtschaft gepumpt hat. Mit der schwachen Erholung der US-Wirtschaft und den Problemen in der Eurozone unter anderem mit Zypern hatten Analysten eigentlich auf die Konjunkturlokomotive China gehofft.

Im Vergleich zum minimalen Wachstum in Europa und den USA erscheinen Wachstumszahlen wie in China bemerkenswert, doch sind sie für ein Schwellenland wie China mit seinem Nachholbedarf nicht hoch. Experten sehen sechs oder sieben Prozent Wachstum als Untergrenze, um ausreichend Arbeitsplätze zu schaffen und Entwicklungsprobleme zu lösen.

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