Hintergrund NRW-Wähler stellten wiederholt Weichen für den Bund

Düsseldorf (dpa)- Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen waren oft Vorboten für die Bundespolitik. Wegen der großen Zahl der Stimmberechtigten werden sie gelegentlich „kleine Bundestagswahl“ genannt.

Hintergrund: NRW-Wähler stellten wiederholt Weichen für den Bund
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Das bevölkerungsreichste Bundesland stellt mit gut 13 Millionen Wahlberechtigten mehr als ein Fünftel der gesamten deutschen Wählerschaft.

SOZIAL-LIBERALE MODELLKOALITION

Der erste große Umschwung in der Bundespolitik wurde in Düsseldorf vorbereitet: Bei der Landtagswahl 1966 wurde die SPD erstmals stärkste Partei in NRW; wenige Monate später stürzte sie mit der „gewendeten“ FDP den CDU-Ministerpräsidenten Franz Meyers. Die Niederlage der CDU leitete auch in Bonn eine Wende der FDP und den Sturz von Bundeskanzler Ludwig Erhard (CDU) ein. Nach der folgenden großen Koalition kam 1969 auch im Bund ein sozial-liberales Bündnis ans Ruder.

LABOR ROT-GRÜN

NRW war zwar nicht Vorreiter für Rot-Grün, aber es erinnert an einen entscheidenden Schritt zu dieser Koalition im Bund. 1995 musste die zuvor lange allein regierende NRW-SPD die Grünen ins Regierungsboot lassen, 1998 kam das Bündnis auch im Bund an die Macht. Das vorläufige Ende von Rot-Grün in Düsseldorf im Mai 2005 läutete auch das Aus für den rot-grünen Kanzler Gerhard Schröder (SPD) ein. Nach der vorgezogenen Bundestagswahl im gleichen Jahr musste er Angela Merkel (CDU) weichen.

SCHWARZ-GELBES ZWISCHENSPIEL

In Düsseldorf wie im Bund blieb Schwarz-Gelb jeweils nur eine Legislaturperiode im Amt. Nach der Landtagswahl 2005 bildete Ministerpräsident Jürgen Rüttgers eine CDU/FDP-Koalition, der 2009 ein christlich-liberales Bündnis in Berlin folgte. Das Aus für die Regierung Rüttgers kam 2010. Angela Merkel verlor ihren Wunschpartner FDP 2012 und musste wieder die SPD als Regierungspartner akzeptieren.

GESCHEITERTER GRIFF NACH DEM KANZLERAMT

NRW-Wahlergebnisse waren aber nicht immer Vorboten für die Bundespolitik. Johannes Rau holte bei der Landtagswahl 1985 mit 52,1 Prozent die absolute Mehrheit für die SPD. Knapp zwei Jahre später misslang sein Griff nach dem Kanzleramt. Als SPD-Kanzlerkandidat erreichte er nur 37 Prozent, Helmut Kohl blieb an der Macht.

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