Besetzt seit 1989 Hamburgs linksautonomer Treffpunkt: die Rote Flora

Hamburg (dpa) - Die Rote Flora im Hamburger Schanzenviertel ist seit fast 30 Jahren besetzt. Das Empfangsgebäude des ehemaligen Theaters an der Straße Schulterblatt ist einer der wichtigsten Treffpunkte linksautonomer Gruppen in Deutschland.

In der Vergangenheit stand die Flora regelmäßig im Zentrum von Krawallen und Ausschreitungen - etwa rund um den 1. Mai, zuletzt beim G20-Gipfel in der Hansestadt.

Erbaut wurde das „Concerthaus Flora“ im 19. Jahrhundert. Die Hochzeit des Theaters lag in den 1910er und 1920er Jahren - es wurde damals unter anderem für Boxkämpfe sowie für Operetten-, Varieté- und Filmaufführungen genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen ein Kino, später ein Haushaltwarengeschäft ein. 1987 beschloss der Hamburger Senat, die Flora als Musical-Standort für das „Phantom der Oper“ umzubauen. Unmittelbar danach begann der Streit mit den Anwohnern des alternativen Viertels.

Am 1. November 1989 erklären Autonome und Stadtteilbewohner den heute noch stehenden Gebäudeteil für besetzt - aus der Flora wird die Rote Flora. Die Musical-Pläne werden gekippt. Die Besetzer reklamieren das marode Haus seither als „Freiraum autonomer Lebensverwirklichung“ für sich. Punk und experimentelle Musik sowie politische linke Veranstaltungen gehören zum festen Programm.

Rechtlich könnte die Stadt relativ einfach auf das Gebäude zugreifen. Seit November 2014 gehören Grundstück und Immobilie einer Stiftung. Sie verwaltet die Liegenschaft als Treuhänderin. Der Vertrag kann jederzeit und fristlos gekündigt werden. Über die Treuhandlösung wollte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) den Frieden im Quartier und die „kulturelle Vielfalt“ aufrechterhalten. Bislang galt eine Räumung wegen zu erwartender Ausschreitungen als politisch nicht gewollt.

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