Überflieger Loch kratzt am Denkmal Hackl

Whistler (dpa) - Mit seinem vierten WM-Streich kratzte Überflieger Felix Loch schon mal ein wenig am Denkmal von Rodel-Ikone Georg Hackl.

„Wenn ich böse wäre, könnte ich sagen, dass ich Schorsch Hackl mit der Anzahl der WM-Titel übertrumpft habe“, sagte der Olympiasieger und rechnete nach seiner Titelverteidigung bei der WM auf seiner Gold-Bahn im kanadischen Whistler fast ein wenig genüsslich vor. „Aber darum geht es ja gar nicht.“ Stimmt - dennoch ist der erst 23 Jahre alte Ausnahmeathlet, der zusammen mit Natalie Geisenberger und Tobias Wendl/Tobias Arlt bei der WM alle Titel abräumte, auf dem besten Weg, zum erfolgreichsten Rodler aufzusteigen.

Olympia-Gold, vier WM-Titel, Europameister und den zweiten Weltcup-Gesamtsieg vor Augen - selbst Insider wie der frühere Bundestrainer Thomas Schwab kommen angesichts des Siegeszugs des Berchtesgadeners aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Felix zähle ich zu den absoluten Ausnahmekönnern, die ich bislang in diesem Sport sehen durfte“, lobt der heutige Sportdirektor des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland (BSD). Und dies verspricht auch künftig glanzvolle Zeiten.

Wenn alles nach Plan läuft, könnte Loch schon in fünf Jahren bei den Winterspielen 2018 wie sein Vorbild Hackl drei Olympiasiege zu Buche stehen haben - und möglicherweise zwei in der neuen Team-Staffel obendrauf. Am Ende seiner Karriere muss der dann 28-Jährige aber längst nicht sein. Zur Erinnerung: Im kommenden Jahr will Italiens Altmeister Armin Zöggeler - mit sechs Siegen Rekord-Weltmeister - im russischen Sotschi an den Olympia-Start gehen. Mit 40 Jahren. Loch hat also noch viel Zeit für neue Bestmarken. „Ich bin noch jung“, hatte er schon vor einem Jahr betont.

2008 war Loch als jüngster Weltmeister zum Titelgewinn gerast. Seitdem ist nichts vor dem Senkrechtstarter sicher: 2009 verteidigte er seinen WM-Titel, 2010 wurde er in Whistler Olympiasieger. 2012 sicherte er sich neben dem dritten WM-Coup auch erstmals den Weltcup-Gesamtsieg. Und nun hat er Hackl als erfolgreichster deutscher Rodel-Mann der WM-Geschichte abgelöst.

„Sein größtes Plus ist seine mentale Stärke“, beschrieb Hackl einmal seinen Nachfolger. „Das ist Wahnsinn, wie cool der Hund ist.“ Tatsächlich ist eines der großen Geheimnisse von Loch - neben seinen athletischen Qualitäten - seine unglaubliche Lockerheit. In Whistler ging er in den Tagen vor dem Rennen mit Hackl einfach mal Skifahren. Andere hätten vielleicht über eventuelle Stürze und mögliche Verletzungen gegrübelt. Der 23-Jährige hatte einfach nur Spaß.

Durch nichts, aber auch gar nichts scheint sich Loch aus der Ruhe bringen zu lassen. Zwei empfindliche Niederlagen musste er in diesem Winter auf seiner Hausbahn am Königssee hinnehmen, für ihn war dies nur noch mehr Ansporn. Prompt gewann er seinen ersten EM-Titel - und war nun auch bei der WM erfolgreich. Wenn es zählt, ist Loch einfach da. Auch wenn Sportdirektor Schwab eindringlich warnt: „Felix ist auch nur ein Mensch.“

Alles hat der Überflieger trotz seiner für einen Rodler noch jungen Jahre schon gewonnen. Das nächste große Ziel hat der Berchtesgadener nun fest im Blick: Bei den Winterspielen in Sotschi soll das zweite Olympia-Gold her. Natürlich wieder mit viel Spaß und Lockerheit. „Für mich ist es eine tolle Bahn“, schwärmt Loch bereits über die neue Eisrinne. Die Konkurrenz wird's nicht gerne hören.

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