Däbritz: Zwischen Abi-Prüfungen erfüllt sich EM-Traum

München (dpa) - Der große Traum der Fußballerin Sara Däbritz erfüllt sich an einem Wochenende im Juni.

Es ist ein sonniger Tag in Freiburg, sie büffelt gerade für ihre Fachabiturprüfungen. Am Dienstag ist Wirtschaft dran, Englisch und Deutsch hat sie schon hinter sich. Ein Anruf wirbelt dann ihre Planung für die nächsten Wochen durcheinander. Als sie auflegt, ist sie glücklich und überrascht zugleich: Die 18-Jährige darf zur Europameisterschaft in Schweden mitfahren - als jüngste Spielerin im Kader von Bundestrainerin Silvia Neid.

„Ich freue mich sehr auf die EM“, sagt die gebürtige Ambergerin der Nachrichtenagentur dpa. „Vor allem, weil ich gar nicht damit gerechnet habe.“ Das dürfte daran liegen, dass die Mittelfeldakteurin mit den langen braunen Haaren und dem fröhlichen Lächeln bis zu ihrer Nachnominierung noch nie für die A-Nationalmannschaft gekickt hatte. Ihren ersten Einsatz feierte Däbritz erst vergangenen Samstag beim 4:2 im abschließenden EM-Testspiel gegen Weltmeister Japan.

„Ich habe mich wahnsinnig gefreut über meinen Einsatz. Vor so einer Kulisse zu spielen, ist schon was ganz Besonderes“, schwärmt sie nach ihrem 15-Minuten-Debüt vor 46 104 Fans und räumt ein, dass sie sich an das Spielniveau auf der Topebene erst gewöhnen muss: „Vom Tempo her sind Training und Spiele mit der Nationalelf noch mal was ganz anderes.“

Neben Leonie Maier, Lena Lotzen, Jennifer Cramer und Melanie Leupolz gehört Däbritz zu einer Gruppe neuer, blutjunger Spielerinnen in Neids Kader. Bislang haben sich die „jungen Wilden“ laut der Trainerin mehr als gut geschlagen. „Gerade die Jungen machen das sehr gut.“ Schon in den drei EM-Lehrgängen mischten die technisch und taktisch hervorragend ausgebildeten Talente die Truppe mächtig auf. „Ich habe sehr viel Spaß mit dieser Mannschaft und freue mich jetzt auf Schweden“, betont Neid. Die 34 Jahre alte Torhüterin Nadine Angerer outet sich gar als Fan der „Emporkömmlinge“: „Ich bin total begeistert von ihnen. Sie haben unglaublich viel Qualität.“

Däbritz kann trotz ihrer Jugend schon einige Fußballerfahrung vorweisen. Bereits mit fünf Jahren kickt sie. Zunächst in ihrem Heimatort, dem bayerischen Ebermannsdorf. Später wechselt sie nach Weiden. Dass sie zu dieser Zeit stets in Jungenmannschaften spielt, macht der Frohnatur wenig aus. „Die Jungs waren immer superlieb zu mir“, erzählt Däbritz.

2011 wird sie von Freiburger Talent-Scouts entdeckt. Mit 16 zieht sie ins Breisgau. Dort spielt sie beim SC zum ersten Mal in einem Frauenteam. Mit ihren Eltern und Freunden im 450 Kilometer entfernten Ebermannsdorf hält sie über Internet und Telefon Kontakt. „Natürlich hat man Heimweh. Aber der Fußball gleicht das aus.“

Die Mühe lohnt sich. International sammelt Däbritz vor allem in der U 17 Erfahrung. Ihren größten Erfolg erzielt sie vor einem Jahr als Spielführerin des DFB-Teams bei der U-17-EM. In einem dramatischen Finale besiegen die deutschen Frauen Frankreich im Elfmeterschießen. „Das war ein großartiges Gefühl“, erinnert sich Däbritz. „Es war von Anfang an unser Ziel, Europameister zu werden.“

Natürlich weiß sie, dass sie im Kreis der A-Auswahl noch viel lernen und mitnehmen kann. Auch ihre Schwächen kennt sie. „Man hat mir immer eingeschärft, ich soll meinen rechten Fuß trainieren. Jetzt kann ich inzwischen einigermaßen damit umgehen“, sagt sie. Zu ihren Stärken zählt sie Schnelligkeit und Technik. Die darf sie vielleicht schon bald auf der ganz großen Fußball-Bühne unter Beweis stellen. „Natürlich hoffe ich, dass ich bei der EM ein paar Minuten Einsatzzeit bekomme.“ Vielleicht klappt das schon am 11. Juli, wenn in Växjö das deutsche EM-Auftaktmatch gegen die Niederlande steigt.

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