Ronaldo wahrt Reals Chancen gegen seinen Ex-Club

Madrid (dpa) - Niemand sprang so hoch wie Cristiano Ronaldo. Der Torjäger von Real Madrid überragte alle Abwehrspieler von Manchester United, blieb förmlich in der Luft stehen und erzielte mit dem Kopf den Ausgleichstreffer zum 1:1.

„Kein anderer Fußballer in der Welt bringt einen solchen Treffer zustande“, schwärmte ManU-Manager Sir Alex Ferguson von seinem früheren Schützling. „Seine Knie waren so hoch wie der Kopf von Verteidiger Patrice Evra.“

Die Londoner Zeitung „The Times“ witzelte: „Lionel Messi würde für einen solchen Treffer eine Leiter benötigen.“ Mit dem Tor bewahrte „Air Cristiano“, wie das Madrider Sportblatt „Marca“ den fliegenden Ronaldo nannte, die „Königlichen“ im Achtelfinalhinspiel der Champions League vor einer Heimschlappe. Danny Welbeck (20. Minute) hatte den Tabellenführer der Premier League gegen die zeitweise deutlich überlegenen Madrilenen überraschend in Führung gebracht.

Den Real-Fans fiel bei Ronaldos Ausgleich (30.) eine schwere Last vom Herzen, aber der Schütze jubelte nur sehr verhalten. Den ManU-Anhängern im Bernabéu-Stadion warf er einen Blick zu, als würde er um Entschuldigung bitten. „Ich habe nicht gejubelt aus Respekt vor ManU“, erläuterte der Portugiese. „Der Club hatte mich aufgenommen, als ich fast noch ein Kind war, und war sechs Jahre lang mein Zuhause.“ 2009 war der teuerste Fußballer der Welt für die Rekordablösesumme von 94 Millionen Euro zu Real gewechselt.

Das Remis stellt den neunmaligen Europacupsieger im Rückspiel am 5. März in Old Trafford vor eine heikle Aufgabe. Für das Team um Mesut Özil und Sami Khedira, das in der spanischen Liga aus dem Titelkampf praktisch ausgeschieden ist, geht es dann um den Erfolg oder Misserfolg der ganzen Saison. Viermal hatte Real im Europacup daheim ein 1:1 vorgelegt, und war jedes Mal ausgeschieden. „Die Chancen stehen 50 zu 50“, machte Real-Trainer José Mourinho seinem Team Mut. „Die englische Fußballkultur verbietet es ManU, im eigenen Stadion so defensiv anzutreten wie in Madrid.“

Bei Manchester war ausgerechnet ein gebürtiger Madrilene der Held des Tages. Der 22-jährige Torwart David de Gea machte mit spektakulären Paraden zahlreiche Torchancen des spanischen Rekordmeisters zunichte. „El ciego“ (der Blinde), wie der frühere Atlético-Keeper aufgrund seiner Kontaktlinsen von Freunden genannt wird, dürfte mit der Partie in seiner Heimatstadt die Kritiker in Manchester vorerst zum Schweigen gebracht haben. „Der 'Blinde' sah einfach alles“, lobte die Zeitung „El Mundo“ den Torwart.

Dagegen ging ManU-Star Wayne Rooney weitgehend unter. Ferguson opferte den Angreifer seiner Defensivstrategie und ließ ihn als vorgezogenen Rechtsverteidiger spielen. Das Resultat: Rooney schoss nicht einmal auf das Real-Tor, absolvierte aber bis zu seiner Auswechslung ein Laufpensum von mehr als zehn Kilometern.

Bundesliga-Schiedsrichter Felix Brych hatte die Partie der europäischen Spitzenclubs gut im Griff. Mourinho sagte kein schlechtes Wort über den Unparteiischen. Die Madrider Sportpresse hielt ihm allerdings vor, dass er bei einem Foul an Angel di María einen Elfmeter für Real hätte geben müssen. Sie räumte aber auch ein, dass Brych dem Real-Verteidiger Raphaël Varane eine Rote Karte wegen einer „Notbremse“ ersparte.

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