Hertha gegen HSV: Treffen mit der Vergangenheit

Berlin (dpa) - Es wird ein Ehemaligen-Treffen mit viel Brisanz. Berlin und Hamburg sind die größten Städte Deutschlands - in der Fußball-Bundesliga müssen beide Metropolen um den Verbleib in den Top 18 bangen.

„Unsere Hamburger Jungs werden sicher in besonderer Weise engagiert sein, weil der HSV für sie eine ganze Weile sportliche Heimat gewesen ist“, sagte Hertha-Coach Michael Skibbe vor dem Duell, in dem es um wichtige Punkte gegen den Abstieg geht.

Die Herthaner Tunay Torun und Änis Ben-Hatira sowie die HSV-Profis Jaroslav Drobny und Gojko Kacar hatten in der Vergangenheit auch für den jetzigen Gegner die Fußballschuhe geschnürt. „Wenn wir gewinnen, ziehen wir an Berlin vorbei“, machte Hamburgs Torwart Drobny die Bedeutung der 19. Bundesliga-Runde deutlich. Für Aufsteiger Hertha rückt nach sieben sieglosen Liga-Partien der Abgrund immer näher - der HSV arbeitet mit seinem neuen Coach Thorsten Fink an einer Stabilisierung.

Nach dem misslungenen Einstand als Hertha-Coach in Nürnberg (0:2) spürt Skibbe bereits den Abstiegskampf. „Mit Gelassenheit darf man gar nichts sehen, erst recht nicht in unserer Situation. Man ist angespannt, aber das darf auch positiv gelenkt werden“, sagte der 46-Jährige zur aktuellen Lage. Mit 20 Punkten liegt Hertha zwar noch auf Platz 13 und damit einen Rang und einen Zähler vor den Hamburgern. Doch die Abstiegszone ist nur noch drei Punkte entfernt.

In dieser Situation gerät das Treffen mit den Ex-Verein zur Nervenprobe. Der Deutsch-Türke Torun drängt bei Hertha in eine Hauptrolle. Im Hinspiel hatte der Offensivmann gegen seinen HSV mit einem Tor das 2:2 gesichert. Nun ist in Berlin die anspruchsvolle Aufgabe als Spielmacher vakant. Da der Brasilianer Raffael noch wegen einer Rot-Sperre fehlt und dessen Bruder Ronny in Nürnberg nicht überzeugen konnte, ist Torun dafür „eine Option“, wie Skibbe verriet. „Ich traue mir die Rolle zu“, sagte der 21-jährige Torun.

Allerdings gibt es von Skibbe keine Einsatz-Vorteile für Ehemalige: „Das wäre zu einfach“, meinte der neue Hertha-Coach: „Ein Bonus ist das nicht.“ Das gilt auch für Ben-Hatira. Nach einem Blitzstart in der Hauptstadt kämpft der Berlin-Rückkehrer um seine Einsatzchancen. Ein privater Schicksalsschlag - seine Schwester wurde Opfer eines Raubüberfalls - brachte den Jungprofi (23) aus der Spur. In der Winter-Vorbereitung und mit seinem Einsatz zum Rückrundenstart in Nürnberg hat er sportlich neuen Mut geschöpft.

Auf Hamburger Seite sieht Drobny mit gemischten Gefühlen dem Wiedersehen entgegen. Denn der Tscheche hatte nach dem Abstieg 2010 Hertha Richtung HSV verlassen. „Ich gehe davon aus, dass die Fans mich freundlich empfangen. Ich hatte ein gutes Verhältnis zu ihnen und eine gute Zeit bei Hertha“, meinte Drobny dennoch. Zeit für Sentimentalitäten bleibt auch für die Ex-Berliner beim HSV nach der 1:5-Packung gegen Dortmund ohnehin nicht. „Wir müssen und werden uns erheblich steigern“, betonte Drobny.

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