Geschätztes „Greenhorn“ - Streich soll Freiburg retten

Freiburg (dpa) - Den SC Freiburg soll er vor dem Sturz in die Zweitklassigkeit bewahren, doch als Wunderdoktor sieht sich der neue Cheftrainer Christian Streich beim Fußball-Bundesligisten nicht. Und Übertreibungen sind dem spröden, aber sympathischen Südbadener ohnehin ein Graus.

Er habe sich „gefreut, auf dem Trainingsplatz zu sein. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen“, erklärte er beim Auftakt und machte einmal mehr klar, dass er kein Mann großer Worte ist. „Ich bin kein Heilsbringer, nur ein normaler Trainer“, sagte er und betonte: „Ich habe so ein Projekt noch nie gemacht.“

Die Breisgauer setzen im Kampf um den Klassenverbleib also erneut auf ein „Greenhorn“. Denn schon sein Vorgänger Marcus Sorg, den er kurz vor dem Jahreswechsel ablöste, war im vergangenen Sommer nach seiner Beförderung zum Chefcoach als Nachfolger von Robin Dutt genauso Bundesliga unerfahren wie jetzt Streich. Doch der 46-Jährige, der in der Vorrunde noch Sorgs Assistent war, galt beim Sportclub schon länger als Kandidat für höhere Aufgaben. Am Mittwoch brach er mit dem Kader ins Trainingslager im spanischen Rota auf.

Im Trainerkarussell der Freiburger, bei denen von der früheren Konstanz nicht viel geblieben ist, ist Streich der dritte Chef auf der Bank in nur acht Monaten. In der vergangenen Saison arbeitete er vor Dutts Weggang nach Leverkusen noch gemeinsam mit Sorg in der Freiburger Fußballschule: Sorg war Coach der Regionalliga-Mannschaft, Streich Verantwortlicher der A-Jugend. Mit ihr wurde er einmal deutscher Meister und dreimal Pokalsieger. Zusätzlich hatte ihn Dutt bereits 2007 in sein Trainerteam bei den Profis geholt.

Während seiner langjährigen Tätigkeit beim Sportclub bereitete Streich viele Talente auf die Bundesliga vor. Dazu gehören die heutigen Leverkusener Ömer Toprak oder Daniel Schwaab sowie Sascha Riether (1. FC Köln) und Nationalspieler Dennis Aogo (Hamburger SV). Auch im aktuellen Profikader des SC stehen frühere „Schüler“ Streichs - unter anderen Johannes Flum, Oliver Baumann und Daniel Caligiuri.

„Herr Streich war vielleicht der wichtigste Trainer für mich“, sagte Riether einmal. Der 28-Jährige, der 2010 zweimal für die Nationalelf spielte, steht damit nicht allein. Denn fast alle seine Zöglinge sprechen von Streich in den höchsten Tönen.

Der bestritt in seiner Zeit als Profi zehn Bundesligapartien für den FC Homburg und war für die Saarländer sowie für die Stuttgarter Kickers und eben Freiburg in der zweiten Liga als Abwehr- und Mittelfeldspieler aktiv, ehe er seine Laufbahn verletzungsbedingt beenden musste. 1995 machte ihn der frühere SC-Präsident Achim Stocker zum Jugendcoach und bezeichnete ihn einmal als „den besten Trainer, den wir hintendran haben“. Der 2009 verstorbene Stocker sah Streich beim Nachwuchs jedoch besser aufgehoben als bei den Profis.

Doch im Frühjahr 2011, nachdem Dutt seinen Abschied angekündigt hatte, galt Streich schon einmal als Kandidat für den Posten als SC-Chefcoach. Von der Clubspitze ist er aber angeblich nicht gefragt worden, stattdessen erhielt Sorg den Job. Nun aber erinnerte man sich an Streich, nachdem Sorg nach Weihnachten bei einem Telefonat mit dem SC-Management einen niedergeschlagenen Eindruck gemacht haben soll.

„Wir sind in einer schwierigen Situation. Aber wenn wir alle gemeinsam arbeiten, können wir es schaffen“, erklärte nun Streich. Seine Meinung hatte im Verein schon immer Gewicht, doch einmal überhörte man sie: Vor ein paar Jahren drängte er intern auf die Verpflichtung eines gewissen Thomas Tuchel, damals wie Streich noch in der A-Junioren-Bundesliga tätig und nur Insidern bekannt. Nun arbeitet Tuchel bei Mainz 05 erfolgreich mit den Profis. Das soll Streich auch in Freiburg gelingen.

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