Formel 1: Nico Hülkenberg - Einmal Himmel und zurück

Nico Hülkenberg hat keinen Vertrag für die neue Saison. Ein Blick an das Ende der Nahrungskette in der Königsklasse.

Dortmund. Am Ende von Dortmund-Barop riecht es nach Benzin. Auf einem Pappteller in einem Nebenraum der Indoor-Kartbahn liegen Salami-Brote, Nico Hülkenberg lässt sie liegen.

Sponsorentermine sind die lästige Pflicht nach der Saison in der Formel 1. Nico Hülkenberg aus Emmerich, 23 Jahre alt, hat seine erste Saison im Williams-Team hinter sich gebracht. Einiges deutet daraufhin, dass es seine letzte gewesen sein könnte.

Noch ziert der Williams-Schriftzug sein weißes Hemd, wenn aber Anfang Februar die Tests für die neue Saison beginnen, sitzt Pastor Maldonado aus Venezuela im Cockpit, das Hülkenberg nie verlassen wollte.

Maldonado bringt Sponsoren-Millionen mit, Williams schwächelt finanziell. Der Nutzen scheint für das Team größer als die Überzeugung.

Für Hülkenberg heißt es so oder so: Vertrag beendet. "Das war bitter, aber es hat sich abgezeichnet", sagt er, fünf Wochen nach seiner ersten Pole-Position in Sao Paulo und vier nach dem Saisonende in Abu Dhabi.

Heute, in Dortmund-Barop, ist die Welt eine andere. Viel kleiner. Immerhin muss er sich nicht vorwerfen, im ersten Jahr versagt zu haben.

"Die erste Saisonhälfte hätte besser laufen können", sagt er. "Aber es ist nicht leicht bei den wenigen Tests, in die Formel 1 reinzufinden." Es ist ein Stück Rechtfertigung. Promotion in eigener Sache.

Jetzt wartet er. Die einzige Hoffnung heißt Force India, das Team des indischen Milliardärs Vijay Mallya, in dem der Deutsche Adrian Sutil gesetzt ist.

Um den zweiten Platz bewerben sich zahlreiche Fahrer. Auch Hülkenberg. Er muss sich gedulden, der Milliardär lässt sich Zeit, aber das ist schwer zu akzeptieren, wenn der Gedanke allgegenwärtig ist: Bin ich schon wieder raus aus dem Geschäft?

2011 sei eben ein schwieriges Jahr, sagt Hülkenberg. 2012 wäre es leichter, "dann laufen Verträge aus, einige Fahrer hören auf". 2011, sagt er, muss er überbrücken, ein dummer Zeitpunkt ist das jetzt, aber die Gefahr ist groß, dass er 2012 längst aus dem Fokus verschwunden ist.

"Es wird nicht leichter, zurückzukommen", sagt er. "Nach zwei Jahren wird es fast unmöglich." Nicht nur die Autos in der Formel 1 sind hochgeschwindig.

Mit seinem Manager Willi Weber, der einst Michael Schumacher groß machte, ist er sich einig: Geld wird er nicht mitbringen, um wieder einzusteigen.

"Es ist auch nicht so, dass die Sponsoren in Deutschland Schlange stehen, wenn sieben Fahrer aus Deutschland kommen, darunter der Weltmeister und Michael Schumacher."

Alternativen müssen her: Ein Vertrag als Testpilot sei eine Option. Den Wechsel in eine ausländische Serie aber schließt er aus.

Machen ihm andere Fahrer Mut? "Nein" sagt er. Freundschaften gebe es nicht. "Ich habe nicht mal deren Handy-Nummern."

Immerhin gönnt er Sebastian Vettel den WM-Titel. "Er ist ein Super-Typ, der auf dem Boden geblieben ist", sagt Hülkenberg. Und Schumacher? "Er hat es sich sicher leichter vorgestellt." Aber er sei nicht da, um Schumachers Leistungen zu kommentieren. Hülkenberg ist da, um eine Saison abzuarbeiten. Die vielleicht schönste Saison seiner gesamten Karriere.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort