Projekt „Wegweiser“: Abdriften in gewaltbereiten Salafismus soll gestoppt werden

Hauptkommissar Dirk Sauerborn will mit dem Projekt „Gewalt den Nährboden entziehen“.

Polizisten durchsuchen bei einer Demonstration einen Salafisten. (dpa)

Polizisten durchsuchen bei einer Demonstration einen Salafisten. (dpa)

Düsseldorf. Dirk Sauerborn ist eigentlich Hauptkommissar. Doch der Polizist will nicht nur Straftaten verfolgen. Er will, dass junge Menschen erst gar nicht zu Tätern werden. Zu Tätern in einem gefahrenträchtigen Bereich — dem gewaltbereiten Salafismus. Daher ist Sauerborn jetzt auch Vorsitzender des neuen Vereins „Wegweiser“, der — getragen vom Innenministerium — verhindern soll, dass junge Menschen in diese Szene abdriften.

Sauerborn: „Wir wollen in Schulen gehen, mit jungen Menschen, Eltern, Lehrern sprechen und so dem Nährboden Substanz entziehen.“ Dem Nährboden, der die jungen Leute nach entsprechender Propaganda dazu bringen soll, sich etwa in Syrien am „Heiligen Krieg“ zu beteiligen, dabei entweder zu sterben oder traumatisiert und zusätzlich verroht wieder nach Deutschland zurückzukehren.

„Die jungen Menschen dürfen nicht in die Radikalisierungsfalle tappen“, sagt Sauerborn. Dafür sei manch ein junger Mensch oft allzu empfänglich. Durchaus auch Deutsche, die zum Islam konvertiert sind, sagt Innenminister Ralf Jäger (SPD) und zitiert das Beispiel eines 22-Jährigen, der trotz Schule und Ausbildung keinen Job findet. Sein vorherrschendes Gefühl: Er ist ausgegrenzt. Und in dieser Situation bieten ihm extremistische Salafisten scheinbar einfache Erklärungen und Lösungen.

Und so könnte das Projekt „Wegweiser“ nach Vorstellung der Initiatoren funktionieren: Eine Lehrerin erfährt, dass sich ein Schüler an der Koranverteilaktion „Lies!“ beteiligt. Er erzählt über Propagandavideos von Dschihadisten, die er sich im Internet anschaut. Dort wird der grausame Bürgerkrieg in Syrien von gewaltbereiten Salafisten verklärt und idealisiert dargestellt.

Die Lehrerin kann sich an „Wegweiser“ wenden. Der Betreuer kann helfen, die Hintergründe richtig einzuschätzen. Wusste der Schüler, wer hinter der Aktion steht? Hat er sich einer Gruppe angeschlossen? Ist er bereits im Unterricht entsprechend aufgefallen? Lässt das auf eine extremistische Beeinflussung schließen? Gemeinsam mit Netzwerkpartnern des Vereins wie der Moscheegemeinde und dem Jugendamt könne jetzt dem Schüler und seinem Umfeld ein Ausweg gezeigt werden.

Das Projekt „Wegweiser“ startet zeitgleich zunächst in Düsseldorf, Bochum und Bonn. Weitere Kommunen sollen folgen, wenn erste Erfahrungen in den Modellkommunen ausgewertet worden sind.

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