Studie Laut neuem Kinderreport haben nicht alle Erwachsene Vertrauen in den Nachwuchs

Kinder und Jugendliche wollen mehr mitreden.

Laut einer Studie des Kinderhilfswerks ist das politische Interesse der Jugendlichen gestiegen und die Zufriedenheit mit der Demokratie hoch.

Laut einer Studie des Kinderhilfswerks ist das politische Interesse der Jugendlichen gestiegen und die Zufriedenheit mit der Demokratie hoch.

Foto: Gregor Fischer

Berlin. Ist das gut oder schlecht, wenn zwei Drittel der Bevölkerung Kindern und Jugendlichen zutrauen, später Verantwortung für die Demokratie zu übernehmen? Immerhin zwei Drittel, könnte man sagen. Für das Deutsche Kinderhilfswerk sind das aber zu wenige. Präsident Thomas Krüger sprach bei der Vorstellung des "Kinderreports 2017" am Donnerstag in Berlin sogar vom "Misstrauen" einiger Erwachsener gegenüber den Kindern. Auf der anderen Seite gebe es in vielen Elternhäusern bei der Wertevermittlung "noch Luft nach oben". Hier Fragen und Antworten zum Report:

Laut Krüger ist das politische Interesse der Jugendlichen gestiegen und die Zufriedenheit mit der Demokratie hoch. Das sei eine Chance für die Gesellschaft insgesamt. Gleichwohl wünschen sich viele Jugendliche mehr Möglichkeiten der Mitbestimmung, wie sich aus der Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap unter Erwachsenen und 10- bis 17-Jährigen ergeben hat.

96 Prozent der Kinder und Jugendlichen halten es für wichtig oder sehr wichtig, dass sie in der Familie mitbestimmen dürfen. 95 Prozent wünschen sich mehr Einfluss in der Schule, 87 Prozent fordern eine aktivere Einbindung in den Sport- oder in anderen Vereinen. Ganz allgemein sagen 80 Prozent, Kinder und Jugendliche müssten mehr gehört werden in Deutschland. Krüger forderte, sie "mehr als Partner in der Gesellschaft und nicht als Betreuungsfälle" zu sehen.

Viele haben eine klare Meinung darüber, warum es Kinderarmut in Deutschland gibt - immerhin sollen rund zwei Millionen Jungen und Mädchen davon betroffen sein. So halten 93 Prozent zu niedrige Einkommen der Eltern für die Hauptursache. 87 Prozent glauben, dass sich die Politik zu wenig um das Problem kümmert. 64 Prozent sagen, arme Kinder in der Schule würden zu wenig unterstützt, um gute Noten und später einen guten Beruf zu erlangen.

Dazu wurden die Erwachsenen befragt. 90 Prozent sehen Eltern und Familien in der Pflicht, 65 Prozent die Schule und die Kita. 89 Prozent glauben, dass an den Schulen der Politik, Geschichts- und Gesellschaftskundeunterricht gestärkt werden muss. 78 Prozent plädieren deshalb dafür, politische Bildung zum Pflichtfach in der Ausbildung von Lehrern und Erziehern zu machen. 92 Prozent finden, dass mehr Geld in die Kinder- und Jugendarbeit fließen müsste - und 79 Prozent sagen, Trainer in Sportvereinen sollten Vorbilder in Sachen Demokratie sein.

Schaut man auf die Anhängerschaft der Parteien, so haben laut Umfrage das größte Vertrauen in die Jugend die Anhänger der FDP (84 Prozent) und die der Grünen (78 Prozent). Von den Wählern der SPD vertrauen 69 Prozent und von denen der Union 66 Prozent auf das Demokratieverständnis des Nachwuchses. Bei AfD-Anhängern sind es 58 Prozent und bei den Linke-Anhängern 56 Prozent.

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