Iren warten auf ein Sorry — vergeblich

Die britische Königin Elizabeth II. begann am Dienstag ihren historischen Staatsbesuch in Irland.

Dublin. Die britische Königin Elizabeth ist gestern erstmals in Irland zum wohl wichtigsten und schwierigsten Staatsbesuch ihrer 60-jährigen Amtszeit eingetroffen. Auf ein „Sorry“ der Monarchin für den in der Vergangenheit bisweilen rüden Umgang der Krone mit der Nachbarinsel warteten die Iren jedoch vergeblich.

Doch vieles war bei diesem Staatsbesuch anders und einmalig: Allein die Tatsache, dass die Queen irischen Boden betritt, ist ein Novum. Beim letzten Besuch eines Monarchen auf der Insel trug man Zylinder, Federhüte und bodenlange Roben: Es war 1911, vor exakt 100 Jahren, als der Großvater der Queen sich in die irischen Gebiete noch als ihr Herrscher aufmachte.

Wie wenig alltäglich eine solche Stippvisite in die 45 Minuten entfernte und längst unabhängige Republik für Palastvertreter heute noch ist, zeigen die gewaltsamen Proteste.

Dissidenten hatten Sprengstoff in einem Bus deponiert, der in der Nacht vor dem königlichen Besuch in einem Dubliner Vorort entschärft wurde; zwei weitere Bomben stellten sich als Attrappen heraus. Jubelszenen gab es keine; doch die Ressentiments waren zumindest für einen Augenblick vergessen, als die Queen in einem symbolbeladenen smaragdgrünen Kleid aus dem Flieger stieg — der Farbe Irlands.

Am Nachmittag legte die 85-Jährige im „Garten der Erinnerung“, einem Nationalheiligtum, an dem die Iren ihrer toten Freiheitskämpfer gedenken, einen Kranz nieder.

Nach einem 20 Jahre währenden Friedensprozess, dem 800 blutige Jahre zwischen den zwei Inseln vorausgegangen sind, war dies für Irland ein historischer Moment. Eine Militärkapelle spielte „God Save The Queen“ und anschließend die irische Nationalhymne.

Die erhoffte Entschuldigung für zurückliegende Gräueltaten der Briten blieb aus. Auch heute, wenn die Queen ihre einzige Ansprache bei dem dreitägigen Besuch hält, ist höchstens damit zu rechnen, dass sie „die schwierige gemeinsame Geschichte beider Länder anerkennt“.

Doch ohne „Sorry“ bleibt dieser Staatsbesuch eine reine Zusammenkunft, historisch zwar und demonstrativ zwischen Gleichen, aber eben doch keine Versöhnung.

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