Chodorkowski-Berufungsverfahren vertagt

Moskau (dpa) - Im Fall des inhaftierten Kremlkritikers Michail Chodorkowski ist das Berufungsverfahren um eine Woche verschoben worden. Das Gericht in Moskau benötigt nach eigenen Angaben mehr Zeit, um neue Anträge der Verteidigung zu prüfen.

Der 47 Jahre alte Ex-Öl-Milliardär und sein früherer Geschäftspartner Platon Lebedew waren Ende Dezember in einem international kritisierten Prozess zu einer Gesamtstrafe von 14 Jahren Haft verurteilt worden. Sie waren der Unterschlagung von 218 Millionen Tonnen Öl schuldig befunden worden.

Wegen des großen Andrangs von Journalisten und Besuchern begann die Anhörung am Moskauer Stadtgericht am Dienstag mit einer halbstündigen Verspätung. Bereits nach zehn Minuten vertagte Richter Wladimir Ussow die Verhandlung auf den 24. Mai. Chodorkowski, der als einer der schärfsten Gegner von Regierungschef Wladimir Putin gilt, war 2003 festgenommen und in einem ersten Prozess wegen Geldwäsche verurteilt worden.

Menschenrechtler zeigten sich skeptisch über die Aussichten der Berufungsverhandlung. „Wir sind der festen Überzeugung, dass dieses Verfahren zutiefst politisiert ist“, sagte die Chefin des Moskauer Büros von Human Rights Watch, Tatjana Lokschina, der Agentur Interfax. Der Prozess beweise, dass es in Russland keine unabhängige Justiz gebe. Beobachter hatten kritisiert, das Urteil im Dezember sei unter Druck zustande gekommen.

Unterdessen teilten Chodorkowskis Anwälte mit, eine Verteidigerin sei am vergangenen Freitag von einem Unbekannten überfallen worden. Dabei seien ihr wichtige Prozessunterlagen geraubt worden, darunter die fast fertige Rede für das Berufungsverfahren.

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