Historischer Queen-Besuch in Irland

London/Dublin (dpa) - Dublin ist nur eine gute Flugstunde von London entfernt - doch in ihrer fast 60-jährigen Regentschaft hat die Queen noch nie Irland besucht. Jetzt hat sie den historischen Schritt getan.

Aber die alten Wunden sind noch lange nicht verheilt.

Die britische Königin ist am Dienstag zu ihrem ersten Besuch in der Republik Irland eingetroffen. Dabei gab es Stunden vor der Ankunft der Queen große Aufregung - in einem Bus in der Nähe der irischen Hauptstadt Dublin wurde ein Sprengsatz entdeckt und entschärft. Das britische Außenministerium betonte kurz darauf, die Visite werde wie geplant stattfinden. Es ist der erste Besuch eines britischen Monarchen in der Republik Irland seit deren Unabhängigkeit von Großbritannien, die sich seit den 1920er Jahren schrittweise vollzog.

Zu Beginn ihrer viertägigen Reise traf die Queen (85), die von ihrem Mann Prinz Philip (89) begleitet wurde, in Dublin mit der irischen Präsidentin Mary McAleese und Premierminister Enda Kerry zusammen. Symbolisch pflanzte sie einen Baum. Gesten und Symbole spielen bei dem Besuch ohnehin eine große Rolle: Elizabeth trug die Symbolfarbe Irlands, Smaragdgrün. Am Amtssitz der Präsidentin wurde auch die britische Hymne „God Save The Queen“ gespielt.

Der wichtigste symbolische Moment kam am Nachmittag, als die Queen einen Kranz an einer Gedenkstätte für irische Freiheitskämpfer in Dublin niederlegte. Die Monarchin trat einen Schritt zurück und verneigte sich vor dem Denkmal. Auch hier wurde die Hymne „God Save The Queen“ gespielt. Kommentatoren feierten den Moment als historisch. Vor den Toren des Gartens hatten sich republikanische Demonstranten versammelt, deren Zahl auf weniger als 100 geschätzt wurde. Sie entzündeten Feuerwerkskörper und warfen Flaschen. Die Polizei hielt sie unter Kontrolle.

Zum Besuch der Queen wurden die umfangreichsten Sicherheitsmaßnahmen in der Geschichte Irlands getroffen. Aus Angst vor Anschlägen durch nordirische Terroristen sind rund 6000 Polizisten und Soldaten im Einsatz. Im Laufe des Dienstags gab es nach Angaben der Polizei mehrere Notrufe, die sich meist als harmlos erwiesen. Unter anderem wurde eine Bombenattrappe gefunden. Der in einem Bus bei Dublin entdeckte, selbst gebaute Sprengsatz wurde von Pyrotechnikern der Armee entschärft. Die 30 Insassen kamen mit dem Schrecken davon.

Irland gehörte jahrhundertelang zum Vereinigten Königreich, sagte sich aber seit Anfang der 1920er Jahre Schritt für Schritt in die Unabhängigkeit los. Jahrzehntelang tobten in Nordirland, das weiterhin zu Großbritannien gehört, blutige Kämpfe. Auch heute gibt es in den nordirischen Provinzen immer wieder Auseinandersetzungen zwischen pro-britischen Protestanten und Katholiken, die das Land als Teil der Republik Irland betrachten.

Auf dem Programm der Monarchin stehen in den kommenden Tagen noch mehrere symbolische Besuche, unter anderem in einem Stadion in Dublin, in dem beim ersten „Bloody Sunday“ 1920 rund 30 Menschen beider Seiten bei Kämpfen starben.

„Ich finde, dies ist ein herausragender Moment in der irischen Geschichte“, sagte McAleese in einem Interview des irischen Senders RTE zum Queen-Besuch. Er stehe auch für den Erfolg des Friedensprozesses in Nordirland. Der britische Premierminister David Cameron nannte die Reise einen „historischen Moment“. Er sei eine gute Gelegenheit für die Menschen in Großbritannien und Irland, sich daran zu erinnern, wie viel die beiden Nationen gemeinsam hätten.

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