Ermittlungen Hetze gegen Flüchtlinge — Rassisten verschicken Briefe mit LVR-Logo

In Briefen mit dem Logo des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) machen Unbekannte massiv Stimmung gegen Flüchtlinge. Die Schreiben strotzen vor Geschmacklosigkeiten.

 Auch Bilder eines verstümmelten Kindes, das angeblich beim Terroranschlag in Stockholm (hier ein Archivbild) ums Leben kam, sind laut Medienberichten in den Fake-Briefen zu sehen.

Auch Bilder eines verstümmelten Kindes, das angeblich beim Terroranschlag in Stockholm (hier ein Archivbild) ums Leben kam, sind laut Medienberichten in den Fake-Briefen zu sehen.

Foto: dpa

Remscheid. Eine Reihe von Fake-Briefen kursiert derzeit im Bergischen Land: In den Schreiben verbreiten Rassisten massive Hetze gegen Flüchtlinge. Brisant: Auf den Umschlägen prangt das Logo des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Der Inhalt der Briefe strotzt offenbar nur so vor Geschmacklosigkeiten: So sind nach Angaben des Verbandes Todesanzeigen von Opfern von Gewalttaten zu sehen. Auch würden Bilder von Terroropfern gezeigt, versehen mit Fragen wie: „Mal wieder nur ein bedauerlicher Einzelfall?“ Das berichtet der Remscheider Generalanzeiger, in dessen Verbreitungsgebiet diverse der Schreiben auftauchten.

Der LVR hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet und die Deutsche Post gebeten, den Sachverhalt zu prüfen. Die Staatsanwaltschaft prüfe, ob ein Straftatbestand vorliege, so LVR-Sprecher Till Döring im Gespräch mit unserer Redaktion. Für ihn steht fest, dass die Umschläge gefälscht wurden und es sich nicht etwa um Büromaterial aus dem LVR-Bestand handelt: "Das Logo auf den Briefen ist deutlich größer als unser offizielles." Zudem sehe man den Umschlägen an, "dass sie nicht in einer professionellen Druckerei entstanden sind".

Zur Anzahl der versandten Briefe gibt es derzeit keine genauen Erkenntnisse. Vom ersten Brief erfuhr der LVR bereits am 19. April. Seither sind fünf Stück aufgetaucht. Der Verband befürchtet aber, dass mehrere Hundert in Umlauf gekommen sein könnten - denn der Versand war als „Dialogpost“ erfolgt - ein Massenversandverfahren, das die Post anbietet.

Es ist nicht das erste Mal, dass Unbekannte im Namen des LVR handeln - und den Verband in Misskredit bringen. So gab es im vergangenen Jahr Fälle von kriminellen Spendensammlern vor Supermärkten in Düsseldorf, Leverkusen und dem Kreis Heinsberg, die angaben, im Namen des Landschaftsverbands für Blinde, Taubstumme und Behinderte zu sammeln. Auch verwendeten Anfang 2016 Rechtsextreme im Wahlkampf vor den rheinland-pfälzischen Landtagswahlen das LVR-Wappen für Propagandazwecke. An eine Wurfsendung wie im aktuellen Fall kann sich Döring in den acht Jahren seiner Tätigkeit jedoch nicht erinnern.

Wer einen solchen Brief erhalten hat, wird gebeten, sich zu melden, entweder telefonisch unter 0221/8 09 22 55 oder per Mail an [email protected].

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