Oscars als TV-Show: Jung und hip? Von wegen!

Berlin/Los Angeles (dpa) - Sie sollten die Oscar-Gala spürbar liften - als jüngste Moderatoren, die es bei der Verleihung jemals gab. Gleich zu Beginn verkündeten sie, diese Show werde „young and hip“.

Doch was die beiden Schauspieler Anne Hathaway (28) und James Franco (32) dann aufboten, enttäuschte viele Film-Fans.

Während Hathaway fast wie ein aufgeregtes Mädchen beim großen Auftritt in der Schulaula wirkte, machte Franco einen auf cooler Typ, den die Show unterfordert. Doch das sah dann wie überspielte Nervosität aus, angesichts seiner eigenen (chancenlosen) Nominierung als bester Hauptdarsteller im Kletterer-Drama „127 Hours“.

Als sogenannte Hosts (Gastgeber) präsentierte das Duo fast noch tantenhafteres Teleprompter-TV als Steve Martin (65) und Alec Baldwin (52), die im vergangenen Jahr von einigen den Spitznamen Oscar-„Ghosts“ bekommen hatten. Der viel gefeierte Moderator von 2009, Hugh Jackman, hatte dieses Jahr an der Seite von Nicole Kidman nur einen kurzen Auftritt, als er die beste Filmmusik prämieren durfte.

Von der frechen Moderation eines Ricky Gervais, der im Januar bei den kleineren Golden Globes mit frechen Sprüchen Aufsehen erregte („Dies wird ein Abend mit viel Party und Trinken - Oder, wie Charlie Sheen es nennen würde: Frühstück!“), waren die Oscars erwartbar weit entfernt. Sie müssen nun mal kompatibler sein mit Erwartungen eines Mainstream-Publikums. Doch muss es tatsächlich so langweilig werden?

Auffällig: Es waren nicht nur die jungen Oscar-Überreicher wie Justin Timberlake (30) oder Reese Witherspoon (34), die für (den wenigen) Spaß sorgten, sondern vor allem die älteren Umschlag-Öffner wie Cate Blanchett (41), Oprah Winfrey (57) oder Helen Mirren (65). Und vor allem Kirk Douglas (94) - er scherzte und ließ sich Zeit beim Namenverlesen, was die Spannung steigen ließ.

Keine Spannung dagegen im Spot vor der wichtigsten Kategorie „Bester Film“. Wenn man alle zehn Filmausschnitte mit der Königsrede aus dem Drama „The King's Speech“ unterlegt, wird wohl kaum ein anderer Film gewinnen, denkt sich der Zuschauer - und behält recht.

Als Billy Crystal (63) plötzlich nach rund zwei Stunden auf die Bühne kam (um den 18-maligen Moderator Bob Hope zu ehren), schoss Millionen TV-Zuschauern durch den Kopf: Lasst ihn bitte nicht gehen! Auch das Publikum im Saal spendete dem achtmaligen Oscar-Moderator viel Beifall. Doch Crystal verließ die Bühne leider wieder.

Die schlechteste Oscar-Show seit langem, wie viele Blogger und Schnellkritiker sie gleich tauften, zog in den USA nach ersten Zahlen unter Berufung auf die Marktforscher von Nielsen im Schnitt nur um die 39 Millionen Menschen vor den Fernseher. Vergangenes Jahr hatte die Show in den USA die beste Einschaltquote einer Oscar-Verleihung seit fünf Jahren erreicht - mit fast 42 Millionen Zuschauern.

In Deutschland, wo ProSieben bereits zum 13. Mal live übertrug, war das Interesse in den vergangenen Jahren gestiegen. 2008 guckten 530 000 Menschen zu, 2009 waren es 670 000 und 2010 sogar 780 000.

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