Burkhard Reinberg: seit 18 Jahren barfuß

Burkhard Reinberg aus Hamm läuft seit 18 Jahren ohne Schuhe und Socken: „Das ist gesund für Körper und Geist.“

Hamm. Oft rennt Burkhard Reinberg aus dem Haus und merkt nicht, dass er keine Schuhe anhat. „Deshalb habe ich immer Ersatzschuhe im Auto“, erzählt der 45-Jährige. Ob beim Autofahren, Spaziergehen oder Einkaufen in der Innenstadt, Reinberg läuft barfuß — seit 18 Jahren. Er ist kein Idealist oder Verrückter, der anecken will. „Ich will nicht auffallen, sondern aufmerksam machen.“ Denn Barfußlaufen sei gesund.

Das bestätigt im Prinzip auch Albert Fromme, Sportmediziner von der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. „Von Zeit zu Zeit ist das Barfußlaufen zu empfehlen, denn es ist gut für die Kräftigung der Fuß- und Beinmuskulatur.“

Allerdings sei es nicht ratsam, den ganzen Tag auf hartem Asphalt zu laufen, sondern eher auf weichem Naturboden. Sonst könne es auf Dauer zu Entzündungen der Knochen kommen.

Zudem ist das Barfußlaufen nicht jedem zu empfehlen. Patienten mit Gefäßproblemen oder Diabetikern sei vom Barfußlaufen abzuraten, sagt der Orthopäde Dr. Frank Schiedel, Oberarzt am Uniklinikum Münster. Bei fortgeschrittener Krankheit könnten Patienten kalte Böden oder Verletzungen nicht fühlen. Besser vorher den Hausarzt um Rat fragen.

Neben dem gesundheitlichen Aspekt geht es Reinberg in erster Linie um die Freude am Barfußlaufen, aber nicht um jeden Preis. „Ich passe mich der Gesellschaft an.“ Niemals würde er mit nackten und schmutzigen Füßen zum Arzt oder ins Restaurant gehen.

Reinberg war 25, als er den Spaß ohne Schuhe und Strümpfe entdeckte. „Ich hatte einen doppelten Bandscheibenvorfall“, erzählt er. Sein Arzt gab ihm damals einen folgenreichen Tipp: „Laufen Sie doch mal barfuß.“ Das sei gut für den Rücken.

Beim ersten Versuch war das Reinberg noch unangenehm. „Die Leute hätten doch denken können: Was ist denn das für ein Asi? Läuft barfüßig durch den Wald!“ Heute macht er sich keine Gedanken mehr darüber.

Mittlerweile ist das Barfußlaufen für Reinberg nicht nur eine Berufung, sondern auch Teil seines Berufes. Der gelernte Heil- und Psychotherapeut organisiert Wanderungen auf Barfußpfaden und hält Vorträge über die Vorteile des Barfußlaufens. „Die Leute haben das richtige Laufen verlernt.“

Mit Leidenschaft referiert er, wie man orthopädisch korrekt läuft. Dabei kann er nicht stillsitzen und steht immer wieder auf. „Nicht mit der Ferse auftreten, sondern mit dem Mittelfuß oder dem Ballen“, sagt er.

Dabei löse Barfußlaufen nicht nur Blockaden im Körper, sondern auch im Geist. „Wir haben unsere Bodenhaftung verloren“, sagt Reinberg. „Wir haben uns von der Natur abgenabelt und verlernt, sie und mit ihr uns zu spüren.“

Beim Barfußlaufen lerne man sich selbst besser kennen. Seinen Klienten mit Burnout-Symptomen empfiehlt er, in die Natur zu gehen und wieder Boden unter den Füßen zu spüren. Und wenn nicht draußen, dann doch mal zu Hause barfuß zu laufen.

Wegen seiner Leidenschaft habe ihn noch niemand dumm angesprochen. Nur einmal habe ihm jemand bei einem Spaziergang in Düsseldorf eine brennende Zigarette vor die nackten Füße geworfen. „Die habe ich dann barfüßig ausgetreten.“

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