Bob Arnz: Der Mann, der Zlatko singen ließ

Interview: Bob Arnz produzierte die Hits der ersten „Big Brother“-Staffel. Heute feiert der 45-Jährige mit Pop-Sternchen LaFee Charts-Erfolge in Serie.

Herr Arnz, gibt es Parallelen zwischen singenden Containerbewohnern und den Bewerbern bei Dieter Bohlen?

Arnz: Das, was bei Big Brother funktioniert hat, funktioniert heute bei "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS). Natürlich können die Kandidaten besser singen. Aber das gesellschaftliche Phänomen ist das gleiche.

Jeder kann ein Star werden?

Arnz: Nein. Zlatko von Big Brother war ein Glücksfall. Seine Art war gut zu verkaufen. Andere Containerbewohner waren erfolglos.

Haben Sie ihn so lange im Studio singen lassen, bis der richtige Ton dabei war?

Arnz: Er sang sehr viel. Und es gibt technische Möglichkeiten. Aber er hat genug Töne getroffen. Er hat ein Lied zwanzig, manchmal fünfzig mal gesungen. Die Sehnsucht in seiner Stimme war wichtiger, als dass er jeden Ton traf.

Man hört nichts mehr von Ihren alten Stars.

Arnz: Selbst wenn Zlatko Caruso gewesen wäre, wäre er nach drei Jahren durch gewesen. Das liegt daran, dass Zlatko zunächst TV-Star war, dann erst anfing, zu singen. Yvonne Catterfeld und Jeanette Biedermann waren erst Soap-Stars. Als sie aus ihren Serien ausgestiegen sind, gingen auch die Verkaufszahlen runter.

Sie produzieren auch nicht mehr für Big Brother?

Arnz: Ich bin nach der zweiten Staffel ausgestiegen. Ich danke, wenn ich auf mein Konto gucke, nach wie vor jeden Tag dem lieben Gott und Zlatko. Aber kreativ hat mich die Produktion der vielen Platten ruiniert. Wir waren als bestes Produzententeam für den Echo 2000 nominiert, haben ihn aber nicht bekommen. Normalerweise gehen die Echos an den, der am meisten verkauft. Und wir hatten am meisten verkauft. Die Musikindustrie hat uns so mitgeteilt: "Passt mal auf, Jungs, so nicht."

Die Branche war neidisch?

Arnz: Das kann ich inzwischen ein bisschen nachvollziehen. Wir haben die etablierten Produzenten etwas vorgeführt. Die arbeiten jahrelang an ihren Künstlern, und da kommen zwei Produzenten, nehmen sich irgendwelche Nichtsänger, machen irgendwelche Liedchen und verkaufen das Zehnfache von allen anderen.

Auch DSDS wird von anderen Musikproduzenten abgelehnt.

Arnz: Früher habe ich auch viel auf Bohlen rumgehackt. Inzwischen verstehe ich ihn. Uns ist ja in dieser Zeit ein bisschen das passiert, was ihm sein Leben lang passiert ist, abgesehen vielleicht von den vergangenen Jahren. Im hohen Alter bekommt er ja nun die Anerkennung.

Beim DSDS-Gewinner Mark Medlock hat man den Eindruck, dass er kaum eine eigene Persönlichkeit präsentiert, sondern nur die Lieder von Bohlen nachsingt.

Vita: Bob Arnz ist der Sohn des TV-Regisseurs Alexander Arnz. Während seines Studiums der Sozialpädagogik besaß er ein Verleihgeschäft für Musikinstrumente.

Karriere: Im Jahr 2000 gründete der Musik-Produzent und Komponist seine eigene Plattenfirma. Die Songtexte für Chart-Stürmerin LaFee (17) schreibt er gemeinsam mit ihr.

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