Fotograf Peter Lindbergh: Der Kumpel des Glamours

Peter Lindbergh hat den großen Diven der Mode Persönlichkeit eingehaucht. Jetzt kam der Star-Fotograf dorthin zurück, wo seine Karriere begann: nach Düsseldorf.

<strong>Düsseldorf. Das Rinderfilet auf dem Teller ist schon fast kalt, aber der Mann im blauen Freizeithemd und den hochgekrempelten Ärmeln kommt einfach nicht zum essen. Immer wieder muss er im Düsseldorfer "Monkeys" seinen letzten Bildband "Untitled 116" signieren, und immer bleibt er dabei ganz der Kumpel aus dem Ruhrpott. Für einen Tag ist Peter Lindbergh in Düsseldorf, weil das NRW-Forum eine Fernseh-Dokumentation über sein Werk zeigt. Dann tippt ihm eine Frau auf die Schulter. "Für meinen Sohn", fleht sie und klappt das Deckblatt des Buches auf. Peter Lindbergh schraubt seinen massigen Oberkörper in ihre Richtung, zückt den Kuli, hebt die buschigen Augenbrauen und unterschreibt. "Ich hab auch vier Jungs, der kleinste ist sechs", sagt Lindbergh mit breitem Duisburger Tonfall, "darüber müssen wir uns mal in Ruhe unterhalten... echt". Drei Unterschriften weiter nimmt er endlich seinen ersten Bissen, holt eine kleine Digital-Kamera aus der Tasche und macht einen Schnappschuss von Andreas Gursky und seiner Begleiterin, die ihm an der Tafel gegenübersitzen und beim Blitzen der Kamera lächelnd ihre Köpfe zusammenstecken. Dann reicht er das silbrige Gehäuse ("mein Notizbuch") herüber zu Gursky. Der drückt ein paar Knöpfe, bis Lindberghs Schnappschuss auf dem Display erscheint - es hat etwas anrührendes, wenn die hochdotiertesten Fotografen Deutschlands mit einer kleinen digitalen Kiste spielen wie es Teenager in der Straßenbahn tun.

Er verwandelt Fashion-Zicken in fragile Persönlichkeiten zurück

Einen Augenblick später wird Lindbergh wieder analog, fingert einen Zettel aus der Tasche und kritzelt seine Handy-Nummer darauf. "Andreas", sagt er, "ihr müsst mich besuchen, wenn ihr das nächste Mal in Paris seid."

Lindbergh ist ein Anti-Lagerfeld, einer, der sich den Selbstinszenierungen der Modewelt komplett versagt, dem man sofort abnehmen würde, Zeit seines Lebens in einer Duisburger Autowerkstatt geschraubt zu haben.

Ausbildung: Lindbergh wurde am 1944 als Peter Brodbeck in Lissa an der polnischen Grenze geboren. Aufgewachsen in Duisburg-Rheinhausen, machte er eine Lehre als Schaufensterdekorateur und studierte Malerei in Krefeld.

Fotografie: Lindbergh kam erst mit 27 Jahren zur Fotografie. Seine Karriere in der Modewelt begann wenig später in den Siebzigern, als er der best bezahlte Fotograf der deutschen Werbeszene war. Heute gehört er weltweit zu den angesehensten Persönlichkeiten der Modeszene.

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