Kühlschränke: Rückzug der „Klimadiebe“

Jahrelang wurden aus Altgeräten Kompressoren gestohlen und Umweltgifte freigesetzt. Jetzt gehen die Delikt-Zahlen deutlich zurück.

Wuppertal. Ihre Diebestouren bereiteten der Stadt und der Abfallwirtschaftsgesellschaft Kopfschmerzen - und der neue Verwaltungsbericht für den Umweltausschuss liest sich wie ein Wirtschaftskrimi: Jahrelang hatten es professionelle und gut organisierte Sperrmüll-Fledderer auch in Wuppertal gezielt auf Elektrogeräte und besonders auf ausgemusterte Kühlschränke abgesehen. Aus ihnen entfernten sie etliche tausend Kompressoren, um diese weltweit zu verkaufen. Dabei wurden nach Schätzung der Stadt fast 5000 Tonnen klimaschädliche Stoffe aus Kühlmitteln freigesetzt. Jetzt scheint man die Wuppertaler Beutezüge aber im Griff zu haben.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Allein 2007 fehlten fast 40Prozent der eingesammelten Kühlschränke am Straßenrand die Kompressoren. Dass die Quote in diesem Jahr bei nur noch sechs Prozent liegt, liegt an einer neuen Vorgehensweise der AWG in Zusammenarbeit mit der Stadt. Mit Blick auf national operierende Sperrmüll-Banden machen beide Seiten keine näheren Angaben zur - offenbar erfolgreichen - Taktik. Tatsache ist, dass es seit einem Ratsbeschluss im November 2008 Kontrollen bei den Sperrmüllsammlungen gibt, die auch Kühlschrank- und Elektrogerätediebe ins Visier nehmen.

Dabei wurden nicht nur Täter in flagranti erwischt, die Stadt meldet auch Kontrollen in Firmen, die im Verdacht standen, Kompressoren zu exportieren. "Ein Gelände, auf dem große Mengen an zum Teil FCKW-haltigen Kühlschränken gefunden wurden, wurde geräumt", heißt es weiter. Auch gab es Hinweise aus der Bevölkerung. Seit Januar dieses Jahres setzen die AWG und die Stadt ihre neue Sammel- und Kontrollstrategie in die Tat um - und haben sich auch mit anderen Städten kurzgeschlossen. Landesweit werden "systematisch Kompressoren vom Sperrmüll gestohlen", berichtet die Stadt. Dabei geht es nicht um Schrott-Erlöse, sondern um den Weiterverkauf und Einsatz der Kompressoren in Ghana, Nigeria, Südafrika, Vietnam, auf den Philipinnen und in Indien.

Auf WZ-Nachfrage wird von verschweißten Lastwagen berichtet, die mit ihrer kompletten Sperrmüll-Ladung in Rotterdam und Antwerpen verschifft wurden, obwohl die Ausfuhr FCKW-haltiger Geräte generell verboten ist.

Der illegale Export dieser Güter beschäftigt mittlerweile auch die Bezirksregierung, das Bundeskriminalamt und Interpol, wobei das Bundesumweltministerium darauf verweist, dass es die Kommunen bei der sicheren Sammlung von Altgeräten nach wie vor in der Pflicht sieht.

Welche Dimension die Kompressoren-Diebstähle in Wuppertal hatten, machen auch diese Zahlen deutlich: 2008 bezifferte die AWG den Umweltschaden als fast so hoch wie die Menge an Kohlendioxid, die im Müllheizkraftwerk durch die Abwärme-Nutzung eingespart wurde - und das waren seinerzeit jährlich etwa 3500 Tonnen. Allein 2007 verbuchte die AWG 3519 Kühlschränke ohne Kompressoren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort