Kind und Beruf – das geht!

Vollzeit-Mutter oder Karrierefrau mit Kind? Die WZ spricht mit Müttern über die aktuelle Betreuungsdebatte.

Wuppertal. Nicht nur in der Politik herrscht Zwist um die Familie. Mit ihrem Vorstoß, die Betreuungsplätze für unter Dreijährige auszubauen, hat Familienministerin Ursula von der Leyen einen Streit über das richtige Familienbild ausgelöst. Mehr als die Politiker beschäftigt das Thema die Wuppertaler Mütter. Ist die Erziehung eine Mutterpflicht? Oder fördert es die Entwicklung des Kindes und das Wohlbefinden der Mutter, wenn sie arbeitet? Und was ist mit der ewigen Mär von der Rabenmutter? Die WZ hat nachgefragt.

Wenn Manuela Schreiner abends ins Bett geht, ist sie geschafft. Seit ihre Tochter sechs Wochen alt ist, arbeitet die 39-Jährige als Pflegemanagerin für Altenheime. Vollzeit, 40 bis 45 Stunden pro Woche. Heute ist Lara-Marie acht Jahre alt und geht bis 16 Uhr in eine Ganztagsschule. Schon im dritten Monat der Schwangerschaft hat sich die Krankenschwester um einen Krippenplatz bemüht - ohne Erfolg. Die Wartezeit lag bei zwei Jahren.

Die Diskussion um den Ausbau der Kinderbetreuung ist für sie deshalb überfällig: "Viele Mütter wünschen sich, beides unter einen Hut zu kriegen." Nur mit der Unterstützung ihrer Mutter, die sich um Lara-Marie kümmerte, hat sie es auch als Alleinerziehende geschafft. Und blickt heute stolz zurück, wenn ihre Tochter ihr Frauenpower bestätigt - trotz der Vorwürfe von Außenstehenden. "Natürlich kenne ich das schlechte Gewissen, dass man eine Rabenmutter ist. Es kommt immer wieder die Frage, ob mir meine Arbeit wichtiger sei als mein Kind."

Doch sie ist überzeugt, dass ihr Weg der richtige war, nicht nur, weil sie den Lebensunterhalt für sie beide sichern muss: "Mein Beruf gibt mir Ausgeglichenheit und Bestätigung. Ich könnte nicht so eine gute Mutter sein, wenn ich nur zu Hause wäre. Nach der Arbeit bin ich nur für meine Tochter da."

Für Christine-Amelie Sandner ist das Lebenskonzept von Manuela Schreiner undenkbar. Die 27-Jährige ist Vollzeit-Mutter aus Überzeugung. "Mein Mann und ich haben uns entschieden, Kinder zu bekommen. Wir wollen sie nicht von Fremden erziehen lassen", sagt die Mutter von Vivian-Laura (20 Monate) und Felicity-Claire (4 Jahre), die für ihre Kinder ihr Lehramtsstudium aufgegeben hat. Für sie sind die Mütter in der Pflicht, sich um die Erziehung der Kinder zu kümmern - vor allem am Anfang. Deshalb besucht ihre Tochter auch erst den Kindergarten, seit sie drei ist.

In ihrem Umfeld erlebt sie fast nur berufstätige Mütter. "Als ,Nur-Mutter’ fragt ich mich manchmal, ob ich mit den anderen mithalten kann." Die Diskussion um den Ausbau der Kinderbetreuung kann sie nicht verstehen, bewertet ihn auch als einen Versuch, die "Menschen zu überreden, mehr Kinder zu kriegen". "Es funktioniert nicht, dass ein Kind einfach so nebenher läuft."

Anja Dahlmann (38) will beides - beruflich nicht den Anschluss verlieren und so viel wie möglich bei ihren Kindern sein. Die Lacklaborantin arbeitet einen Tag pro Woche bei ihrem Arbeitgeber, und zusätzlich zwei Stunden täglich von zu Hause aus. Den Ausbau der Krippenplätze hält sie für notwendig - auch weil sie gemerkt hat, wie gut ihrem Sohn Sebastian (2,5 Jahre) die Förderung in der Spielgruppe tut. "Er brauchte mehr Input. Seitdem er mit anderen Kindern zusammen ist, ist er viel ausgeglichener."

Auch Elke Seifert will Teilzeit-Mutter werden, aber erst wenn ihre jüngere Tochter Lilith (14 Monate) drei Jahre alt ist. "Ganz Hausfrau und Mutter zu sein, dafür liebe ich meinen Beruf zu sehr", sagt die 41-jährige Theatermalerin bei den Bühnen. Gleichzeitig will sie die ersten Jahre ihrer Kinder bewusst miterleben. Das Modell Teilzeit-Mutter ist für sie auch ein Stück gesellschaftliche Realität, der Ausbau der Krippenplätze deshalb zwingend: "Ganz zu Hause zu bleiben, das ist auch finanziell schwierig. Wenn man etwa ein eigenes Haus haben will, dann muss man dafür auch arbeiten gehen."

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