Filmpremiere: 80 Minuten Theater im Kino

Am heutigen Montag hat der Film über das Wuppertaler Schauspielhaus im Cinemaxx Premiere.

Wuppertal. Was hat der russische Adel mit den armen Städten NRWs zu tun? Was Tschechows Kirschgarten mit Wuppertal? Diese Fragen stellten sich René Jeuckens und sein Kollege Grischa Windus und machten einen Film darüber. "Unser Theater war im vergangenen Jahr das Vorzeige-Sterbe-Theater schlechthin", sagt Jeuckens. Bundesweit hatte die Diskussion um das Schauspielhaus hohe Wellen geschlagen, "da waren wir als Wuppertaler nah dran. Wir wollten diese Zeit festhalten."

Heute hat der Film "Über den Zustand des Nutzlosen" im Cinemaxx Premiere. Dokumentiert wird der Kampf um ein Theater, die Arbeit der Schauspieler hinter den Kulissen, und eine Theater-Debatte im Zusammenhang mit der Stimmung einer Stadt - Wuppertal.

Im Film verweben sich Proben, Aufführung und Interviews mit Wuppertal-Bildern. Verzichtet wird gänzlich auf Sprecher und Kommentare, der Zuschauer wird so zum stillen Beobachter.

Aufgehängt wird der Film an der Inszenierung "Der Kirschgarten", mit der die aktuelle Saison im großen Haus eröffnet wurde. Das Stück spielt auf einem russischen Landgut. Weil das Anwesen hochverschuldet ist, muss der schöne, aber unnütz gewordene Kirschgarten abgeholzt werden.

",Der Kirschgarten’ wurde nicht zufällig ausgesucht", sagt Jeuckens: "Theater sollen zum Nachdenken anregen." Das Stadttheater habe die Aufgabe, auch auf lokale Probleme aufmerksam zu machen, wie durch die Tschechow-Inszenierung: Der Kirschgarten handelt von Werten und Verschwendung. Und der Wert, der liegt beim Thema Schauspiel auf der Hand."

Film kann Theater anders begreifbar machen, glaubt Jeuckens. "Und vielleicht diejenigen abholen, die eher ins Kino gehen, als ins Theater." Mit Hilfe der Filmcollage und Mitteln wie Schnitt, Ton und Musik, entstehen neue Möglichkeiten: Da beobachtet man die Schauspieler bei ihren körperlichen Übungen, "Biomechanik", eine besondere Form, Geist und Körper in Einklang zu bringen. Dann wird eine Szene aus der Aufführung eingespielt - schnell, im Zeitraffer. So wird selbst die Inszenierung im Film zu etwas völlig Neuem.

Doch den Machern ging es weniger um das Stück, als das Wuppertaler Theater als Institution der Stadt zu zeigen; die Theaterleute als Menschen. "Die Bande einmal vorstellen." Die sogenannte Bandenbildung ist in der Theatersprache das Netzwerk von Leuten, die das gleiche Ziel haben. Oft wird mit dem Kommen eines neuen Intendanten ein ganzes Ensemble ausgetauscht. "Das ist auch eine Chance. Hier sind Leute in die Stadt gekommen, um etwas zu bewegen. Mit frischem Blick auf das Geschehen in der Stadt."

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