Erinnerungen an das Unfassbare

Am 12. April 1999 früh morgens stürzte die Schwebebahn in Elberfeld in die Wupper — am Samstag vor 15 Jahren. Ein Blick zurück.

Erinnerungen an das Unfassbare
Foto: Wolfgang Westerholz

Wuppertal. Zeitenwechsel am Wahrzeichen. Wenn alles gut läuft, begann am Samstag früh zum letzten Mal in der Geschichte des Schwebebahn-Umbaus eine Ferienpause im Zugbetrieb: Bis zum 27. April bleiben die Wagen im Depot, damit der Feinschliff an der Wagenhalle in Oberbarmen erledigt werden kann. Das ist gleichzeitig auch der Schlussstrich unter einem Jahrhundert-Umbau, der seit 1995 insgesamt gut 600 Millionen Euro gekostet hat.

Und der unweigerlich auch mit dem schwärzesten Tag für die Schwebebahn verbunden ist: Am Samstag vor 15 Jahren, am 12. April 1999, kamen fünf Menschen beim Absturz des Wagens mit der Nummer 4 ums Leben. 47 Passagiere der Unglücksbahn wurden verletzt.

Die Bilder aus dem schwer zugänglichen Streckenabschnitt nahe des Robert-Daum-Platzes gingen damals um die Welt: Die erste Schwebebahn des Tages, die sich um 5.45 Uhr von Vohwinkel aus auf den Weg gemacht hatte, war gegen ein Hindernis im Fahrweg gestoßen und zehn Meter tief in die Wupper gestürzt. Während Ersthelfer und Einsatzkräfte um das Leben der Passagiere kämpften, zeichnete sich ab, was die Schwebebahn — sie galt bis zu dieser Stunde als das sicherste Verkehrsmittel der Welt — überhaupt hatte entgleisen lassen: Am Gerüst hing noch immer eine Montagekralle, vergessen bei Arbeiten auf der Jahrhundertbaustelle kurz zuvor. Etwa 100 Kilogramm schwer und massiv genug, um bei der Kollision das Drehgestell vorne vom Wagendach zu reißen.

Menschliches Versagen als Ursache für einen Unfall, der Wuppertal Jahre beschäftigen sollte: Am 31. Januar 2002 endete der Schwebebahnprozess mit mehreren Freisprüchen. Die Angeklagten, die am Unfallmorgen für die Baustellenüberwachung zuständig waren, erhielten Bewährungsstrafen wegen fahrlässiger Tötung in Tateinheit mit fahrlässiger Körperverletzung.

Mit acht Millionen D-Mark wurde der finanzielle Schaden damals beziffert. Und der ideelle? Bei aller Trauer: Als am 8. Juni 1999 der Zugbetrieb wieder aufgenommen wurde, applaudierten Passagiere an den Bahnsteigen. Und auch nach dem Jahrhundertumbau, der in diesem April zu Ende geht, werden sich 80 000 Fahrgäste für ihre Schwebebahn entscheiden. Täglich.

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