Arznei-Liste: Helios-Forscher schützen ältere Patienten

Priscus-Liste: Helios und Privatuni entwickeln eine Liste mit 83 Medikamenten, die fraglich sein können.

Wuppertal. Eine Liste mit Medikamenten, die für ältere Menschen gefährlich sein können, gibt es zwar bereits seit langem in den USA, in Europa jedoch war solch ein Instrument bisher nicht verfügbar. Das hat sich geändert: Das Philipp-Klee-Institut am Helios Klinikum hat nun zusammen mit der Privat-Universität Witten/Herdecke eine entsprechende Liste mit 83 Medikamenten zusammengestellt.

Sie trägt den Namen Priscus-Liste. Priscus kommt aus dem Lateinischen und bedeutet altehrwürdig. Typische Nebenwirkungen der in Frage gestellten Medikamente können nach Angaben von Instituts-Leiterin Prof. Dr. Petra Thürmann solche sein, die bei jungen Menschen wegen des geringeren Risikos kaum ins Gewicht fallen. Schwindel nach Einnahme von Antidepressiva oder Blutdrucksenkern zum Beispiel bedeute für junge Menschen oft allenfalls, dass sie darauf verzichten, Auto zu fahren. Ältere Menschen jedoch könnten bei Schwindel natürlich auch schnell stürzen und sich Brüche zuziehen.

Auch eine Beeinträchtigung der Gedächtnisfunktion steckten junge Menschen wohl weg, ältere jedoch könnten schnell sehr verwirrt sein. Andere Risiken sind Verstopfung oder Durchfall. Ebenfalls Nebenwirkungen, die für ältere Menschen fatale Folgen haben können.

Petra Thürmann macht allerdings auch klar, dass ältere Menschen die auf der Liste stehenden Medikamente nicht zwingend sofort wegwerfen sollten. Wenn aber negative Erscheinungen zu beobachten seien, solle man nach Alternativen Ausschau halten.

Ein Unterfangen, das jedoch nicht immer einfach umzusetzen sein könnte. Denn auffallend ist Petra Thürmann zufolge, das bestimmte Schmerzmittel und Psychopharmaka gerade bei älteren Menschen besonders häufig verschrieben werden. Und das könne auch daran liegen, dass die Zahl wirksamer Alternativen begrenzt ist.

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft berichtet bereits über die Priscus-liste. Einen verbindlichen Charakter hat sie zwar nicht, doch eine ständig steigende Zahl von Ärzten hat jetzt Zugriff auf diese Liste und kann sich dementsprechend verhalten. Von Wuppertal aus könnte die Liste zudem zumindest in teilen Europas zum Zug kommen.

Zwar arbeiten derzeit auch andere europäische Länder an solch einer Liste, doch veröffentlicht ist noch keine. Und in den osteuropäischen Ländern sind viele ähnliche Medikamente wie in Deutschland im Umlauf.

Und warum entsteht diese Liste erst jetzt? Petra Thürmann zufolge gab es schon vor Jahren Pläne, die aber im Sande verliefen. Sie habe wohl Fortune gehabt - und Experten als Helfer, die sich mit reingehängt haben. Weitere Infos und die Liste gibt’s im Internet.

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