Kindertheater: Stück für Stück ins Lummerland

Das junge Publikum war von „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ begeistert.

Mönchengladbach. Was für ein Premierenpublikum. Es klettert, schreit und winkt wild durcheinander bis jeder seinen Platz gefunden hat. Während der Vorstellung wird laut mitgelacht, vor Freude auf dem Sitz gehüpft oder vor Anteilnahme dazwischen gerufen. Der eine muss vor Aufregung dringend auf die Toilette und die andere sich auf den Schoß eines großen Zuschauers kuscheln. Und als das Stück zu Ende ist, rufen alle lautstark „Zugabe“. Der sichere, wenn auch etwas unkonventionelle Beweis: Das junge Publikum ist vom diesjährigen Kinderstück im Theater Mönchengladbach begeistert.

„Kennt ihr uns?“, fragen die Darsteller, als sie zu Beginn der Aufführung auf die Bühne kommen: „Jim Knopf“ und „Lukas der Lokomotivführer“, antworteten die Kinder im Chor. Sie erkennen ihre Lieblinge sofort, dabei sind die Schauspieler noch gar nicht in ihre Kostüme geschlüpft sind. Zuerst einmal müssen sie nämlich ihre Rollen verteilen.

Jemand fängt an, die Geschichte zu erzählen. Stück für Stück entsteht die Insel Lummerland. Schließlich rollen zwei Schauspieler ein blaues Tuch aus und das Licht der Scheinwerfer lässt es wie Wasser glitzern. Das Spiel kann beginnen, eine wundersame Zauberwelt aus Scheinriesen, Halbdrachen und Feuer spukenden Vulkanen tut sich auf. Regisseur Gerald Gluth-Goldmann gewährt in seiner Inszenierung des Kinderbuchklassikers einen Blick hinter die Kulissen und spielt so mit Illusionen, ohne diese den kleinen Zuschauern zu nehmen.

Dazu hat Anne Weiler ein Bühnenbild entworfen, das mit minimalen Mitteln arbeitet, um so noch eindrucksvoller diesen Effekt zu verstärken. Der Palast des Kaisers von Mandala und die feuerspeienden Krater im Land der Tausend Vulkane kommen auf ihren eigenen Füßen auf die Bühne, die Steine um die Drachenstadt sind Wächter, gegen die Jim Knopf kämpfen muss und Herr Turtur wird zum Scheinriesen, indem sein Schatten auf einer großen Leinwand erst riesengroß erscheint, um immer kleiner zu werden.

Dazu agieren ungemein witzige, kindlich liebenswerte Figuren, die immer ein wenig an Michael Endes Original erinnern und gleichzeitig zeitgemäßer gedeutet werden. Spielfreudig gehen die Darsteller in den Dialog mit ihrem jungen Publikum.

Marcus Abdel-Messih hat als Jim Knopf sein erstes Engagement nach der Schauspielschule. Florian Schmidt-Gahlen ist sein Partner Lukas. Paula Emmrich, Thomas Wenzel, Markus Rührer, Daniel Cerman und Ping Ting Zang schlüpfen in unterschiedliche Rollen.

Begleitet werden sie von den musikalischen Arrangements Michael Kadens, der gemeinsam mit Achim Fink und Bernd Winterschladen ein absolut skurriles Orchester live auf die Bühne bringt. Jedes Instrument, jeder Klang passt zur Szene. Und natürlich darf auch das Lied nicht fehlen. „Eine Insel mit zwei Bergen“ erklingt in allen denkbaren Variationen und wird am Schluss mit allen gemeinsam gesungen.

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