Die Weihnachtsgans darf leben

Ein vegetarisches Festessen birgt viele Vorteile, nicht nur für die Gans. Bärbel Röpert weiß warum.

Mönchengladbach. Eine saftige, fette Gans gehört für viele beim traditionellen Weihnachtsessen auf den Tisch. Darauf zu verzichten käme nicht in den Sinn. Doch dass es an Weihnachten auch ohne fette Gans geht, sogar ganz ohne Fleisch, weiß Ernährungsberaterin Bärbel Röpert.

Die Leiterin des Wilhelm-Kliewer-Hauses im Hardter Wald, das unter anderem Langzeitarbeitslose wieder in den Berufsalltag integriert, achtet auch im eigenen Gastronomie-Bereich auf eine ausgewogene Vollwert-Kost. „Dazu gehört, dass man lediglich einmal pro Woche Fleisch isst und zweimal pro Woche Fisch“, erklärt sie zwischen Töpfen und Pfannen in der Großküche des Tagungshauses.

Tatsächlich fiele es aber vielen Gästen schwer, gar zwei Tage auf ein Stück Fleisch auf ihrem Teller zu verzichten. „Wir bieten zwar Vollwert an, aber achten auch auf die Wünsche der Besucher. Viele davon wollen am zweiten Tag eben schon wieder Fleisch“, erzählt sie wenig erfreut.

An Weihnachten käme noch der Festtagsgedanke dazu: „Viele sind der Meinung ,Da muss jetzt was richtig Dickes auf den Tisch’, aber von dieser Vorstellung muss man sich trennen.“ Heinz Hillermacher, Küchenchef des Hauses, erinnert auch gleich daran, dass die Tradition des Sonntagsbratens noch aus Zeiten stammt, als ohnehin nur sonntags Fleisch auf den Tisch kam.

Eine leichtere Kost birgt außerdem ganz praktische Vorteile: Kein Völlegefühl, mehr Bewegungsdrang und keine ungewollten Pfunde zusätzlich. „Die heutigen Freilandgänse sind stark gemästet, ihr ganzes Körpergewicht verdanken sie ihrem Fettanteil“, erklärt Hillermacher. In Kilokalorien bringt die Gans ganze 600 kcal auf die Waage. Aber gänzlich schlecht reden wollen die beiden Ernährungsprofis die Traditionsgans nicht: „Wenn es eben der einzige Fleischanteil in der Woche ist, kann man das noch vertreten“, sagt Röpert und drückt beide Augen zu. „Vor allem, wenn man danach gleich in den Winterschlaf verfallen will“, ergänzt der Koch lachend.

Das Menü, das die sich beiden für die WZ-Leser für ein vegetarisches Weihnachten ausgedacht haben, ist ausgefallen und doch traditionell: Pastinakencremesuppe, Rote-Beete-Carpaccio, Grünkern-Wirsing-Roulade, Kartoffelgratin mit Mangold und als Nachspeise Crêpes. „Wir setzen auf saisonales Gemüse und auf Zutatenaus früheren Zeiten, die nur in Vergessenheit geraten sind. Wie beispielsweise die rübenähnlichen Pastinaken“, erklärt der Küchenchef.

Und wie sieht es mit den vielen schokoladigen Leckereien aus, wenn schon die fette Gans verschont bleibt? Sollte der Schoko-Weihnachtsmann auch überleben? „Na, um den Familienfrieden an Weihnachten zu wahren, sollte man nicht ganz darauf verzichten“, räumt Ernähungsberaterin Röpert ein. „Aber man sollte nicht zu viel geben.“ Und was übrig bleibt „bekommt der Papa“, schlägt der schlanke Koch Hillermacher schnell vor und lacht.

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