Willich Nutzfahrzeug-Museum zeigt Neuzugänge

Willich. · Beim Tag der offenen Tür gab das Team im Stahlwerk Becker Einblicke in seine Projekte.

 Der 16-Tonner der Firma Kaelble war einer der Höhepunkte beim Tag der offenen Tür im Nutzfahrzeug-Museum.

Der 16-Tonner der Firma Kaelble war einer der Höhepunkte beim Tag der offenen Tür im Nutzfahrzeug-Museum.

Foto: Norbert Prümen

Wenn erwachsene Männer leuchtende Augen bekommen, ist Tag der offenen Tür im Nutzfahrzeug-Museum von Klaus Rabe. Am Sonntag gab es wieder Neues zu bestaunen. Drei Großprojekte sind zurzeit in Arbeit: ein sehr seltener Kaelble-Lkw, mit dessen Restauration begonnen wurde, ein Büssing-Bus von 1947 wird aufgearbeitet und ein stromlinienförmiger Bus mit Aluminium-Haut beschert dem Team noch so manche Arbeitsstunde.

Als könnten sie es kaum erwarten, waren viele Besucher schon vor der offiziellen Öffnung am Sonntagmorgen gekommen. Der graue Kaelble-Lkw war eine der Hauptattraktionen. Die Besucher erfuhren unter anderem, dass er in Backnang bei Stuttgart gebaut worden war und besonders im Westteil des geteilten Berlin anzutreffen war. Klaus Rabe nannte den Grund: „Kaelble war der einzige Lkw-Hersteller, der Spediteuren in West-Berlin Kredite gewährte.“

Die Fahrzeuge galten als sehr robust. Während später die Motoren von Mercedes gekauft wurden, hat das Exemplar, das derzeit in Arbeit ist, noch einen Kaelble-Motor unter der langen Haube. Am Sonntag konnte auch das Führerhaus im Rohbau bestaunt werden. Es besteht aus Holz und wurde von einem Spezialisten im Sauerland gefertigt. Das Monster mit 14 Litern Hubraum und 180 PS hatte Klaus Rabe bei einem Sammler in Süddeutschland entdeckt. Der 66-Jährige ist froh, dass zu seinem Tüftler-Team auch der 29 Jahre alte Johannes Hafermann gehört. Der gelernte Auto-Mechatroniker scheut auch kniffligste Arbeiten nicht. „Manche Arbeiten müssen wir aber an Spezialisten vergeben“, erklärte er.

Der Büssing-Bus, eine Vorkriegskonstruktion, wie es sie auch in Viersen gab, macht noch viel Arbeit. Klaus Rabe hofft, dass ihm jemand Fotos besorgen kann, auf denen das Modell in Viersen zu sehen ist. Johannes Hafermann hat noch ein eigenes Projekt, in das er Sachverstand und Herzblut investiert: einen Eicher-Traktor, der als solcher noch nicht zu erkennen ist. Respekteinflößend sind Motor und Getriebe, das Hafermann komplett neu aufgebaut hat und das von einem rosa geblümten Bettbezug vor Staub geschützt wird. „Ich habe ein halbes Jahr auf Teile gewartet“, so Hafermann. Auch wegen der Ersatzteilversorgung ist es unmöglich, Fertigstellungstermine für die Fahrzeuge zu nennen.

Für die Restauratoren liegen
Lust und Frust eng beieinander

Das gilt auch für den Bus, der 1953 von der Nordwestdeutschen Fahrzeugbau in Wilhelmshaven gebaut wurde. Konstrukteur Heinrich Focke hatte zuvor Flugzeuge konstruiert, deshalb sieht der Bus recht futuristisch aus: „Er hat einen hervorragenden Luftwiderstandswert: Wenn man ihn als Fahrer eines VW Käfer im Rückspiegel sah, machte man besser Platz“, erklärt Rabe. Auf einem Bauernhof in Frankreich habe er das seltene Fahrzeug entdeckt.

Er nennt seine kleine Gruppe von Restauratoren „Zupacker“. Für die Männer liegen Lust und Frust oft eng beieinander. Johannes Hafermann weiß, dass man oft ein Problem löst und gleichzeitig fünf neue erkennen muss. Dass man im Nutzfahrzeug-Museum aber eine gute Arbeit leistet, hatte sich bis zu VW in Wolfsburg herumgesprochen. Der Autoriese kaufte einen Werksbus, der in Willich restauriert worden war. barni

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort