Solarenergie: In St. Tönis geht die Sonne auf

Kleine Schritte in Richtung einer Nutzung der Solarenergie sind gemacht. Es soll ein Pilotprojekt mit den Niederrheinwerken geben.

Tönisvorst. Warum soll bei uns nicht das funktionieren, was in der Nachbarstadt Willich offenbar hervorragend klappt? In der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaftsförderung, Gebäudemanagement und Liegenschaften (Wigeli) ging es am Mittwochabend wieder um das Thema "Bürgersolaranlage". Albrecht Mensenkamp und Tafil Pufja stellten die "Solar-Offensive Niederrhein" der Niederrheinwerke ReEnergie GmbH vor. Eine zweite eingeladene Fachfirma hatte am Morgen kurzfristig abgesagt.

Die ReEnergie arbeitet nicht wie in dem Willicher Genossenschaftsmodell, sondern fungiert bei der "Solar-Offensive" als Organisationszentrale für den Betrieb von Photovoltaik-Anlagen. Die Bürger kaufen sich über Darlehen ein, für die sie einen garantierten Zinssatz von vier Prozent erhalten. Bei einer guten "Sonnenernte" kann dieser Zinssatz bis auf 5,5 Prozent steigen.

Das Darlehen muss mindestens 1000 Euro betragen und auf 15 Jahre festgeschrieben werden. Für die Solaranlagen pachtet die ReEnergie Dachflächen, die möglichst eine Ausrichtung nach Süden haben und bei denen in den nächsten 25 Jahren keine Reparaturen anfallen. Für den so gewonnenen Solarstrom erhält die ReEnergie eine "Einspeisungsvergütung" des Bundes.

Es folgte eine kritische Diskussion. Die SPD blieb bei ihrer Auffassung, ein Genossenschaftsmodell mit mehr Bürgerbeteiligung wie in Willich einzuführen. Dort sei die Verzinsung deutlich höher. Michael Horst: "Sie suchen jemand, der Ihre Anlagen wirtschaftlich macht zu Lasten unserer Bürger." Dagegen wehrte sich Pufja: Die ReEnergie werde von den Niederrheinwerken mitbetrieben, sie habe keine eigenen Mitarbeiter. Verrechnet würden wie üblich Arbeitsleistungen.

Maik Giesen (CDU) forderte mehr Begeisterung für das Thema, denn rund 170 Bürger in Tönisvorst hätten ja bereits privat Solaranlagen installiert. Der Ex-Grüne und jetzt GUT-Vertreter Peter Lindackers wollte die Stadt aus dem Thema heraushalten: "Die Stadt ist nicht verpflichtet, den Bürgern ein Mittel zur Geldanlage zu bieten."

Im nichtöffentlichen Teil der Sitzung gab es dann zwei Beschlüsse: Einstimmig entschied der Ausschuss: "Der Wigeli beauftragt die Verwaltung, grundsätzlich alle geeigneten Dachflächen von städtischen Gebäuden für die Verpachtung zur Errichtung einer Bürgersolaranlage zur Verfügung zu stellen."

Der zweite, konkretere Beschluss, hatte nur eine knappe Mehrheit: Die Stadtverwaltung wird beauftragt, zunächst ein Pilotprojekt zwecks Realisierung einer Bürgersolaranlage durchzuführen. Zur Errichtung einer Photovoltaikanlage soll mit den Niederrheinwerken als Pilotprojekt ein Dachnutzungsvertrag über die südliche Dachfläche des Tönisvorster Hallenbades für den Zeitraum von 25 Jahren abgeschlossen werden.

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