Kreis Viersen: Sprüche rund ums Ei

Walter Tillmann hat sich intensiv mit Redewendungen beschäftigt.

Kreis Viersen. Eigentlich ist er der Fachmann fürs Textile, aber der Viersener Walter Tillmann, seines Zeichens Textilingenieur und geistiger Vater der Scheune in Hinsbeck, kennt sich in vielen Bereichen aus. Auch in Sachen Eier etwa weiß er über manche Kuriosität Bescheid - was er seiner Sammelleidenschaft verdankt.

"Ich habe viele Sprüche rund um das Ei gesammelt. Ich finde, so etwas ist immer interessant, wenn Ostern die Familie kommt. Da kann man den Enkelkindern einiges erzählen", sagt Tillmann schmunzelnd. Aber nicht nur den Kindern, auch der WZ kann er einiges berichten. Und manches hat sogar einen textilen Bezug: "Es gibt den Spruch, jemandem ,ein Ei auf der Schwinge holen’."

Um den Ausspruch zu verstehen, muss man wissen, dass eine Schwinge ein Schwingstock ist, mit dem der Flachs geschlagen wurde. Nun ist eine solche Schwinge aus Holz nicht vollkommen eben und in den früheren Spinnstuben gab es kein Eierlaufen als Spaß, sondern das Balancieren eines Eis auf der Schwinge. "Da es nahezu unmöglich ist damit zu laufen, will der Ausspruch andeuten, dass man jemand veräppeln will, wenn man ein Ei auf der Schwinge holt", erklärt Tillmann.

Es gibt in seiner Sammlung aber auch weniger komplizierte Sprüche. "Für einen Appel und ein Ei" ist mindestens so bekannt wie "wie aus dem Ei gepellt".

Der Ausspruch "Das Ei des Kolumbus" ist auch oft zu hören. Aber was steckt dahinter? Auch hier weiß Tillmann Bescheid. Kolumbus soll auf einer Gesellschaft gewesen sein und dort sollte ein Ei auf die Spitze gestellt werden. Der Entdecker schaffte es, indem er das Ei anschlug und auf die Spitze setzte. "Man muss nur im richtigen Augenblick die passende Idee haben", sagt Tillmann.

Die Redensarten um das Ei sind vielfältig: "Nicht das Gelbe vom Ei" etwa oder "Die gleichen sich wie ein Ei dem anderen". Und Tillmanns Liste geht noch weiter: "Die Gans schlachten, die goldene Eier legt" oder "Einem ein Kuckucksei ins Nest legen".

Für Neunmalkluge gibt es dann noch den schönen Spruch "Das Ei will gescheiter als die Henne sein". Und für Sparsame, die auf dem Geld sitzen, passt "Wie die Henne auf den Eiern sitzen".

Tillmann hat aber noch mehr entdeckt: den eierlegenden Osterhasen. Den gibt es bei Wilhelm Busch. Allerdings sieht der "Osterhas", wie Busch ihn beschreibt, bei seiner Arbeit ziemlich gequält aus. Daher schreibt er auch: "Es ist das Osterfest alljährlich. Doch für den Hasen recht beschwerlich".

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