Wie aus Flachs Leinen wird: Ferien-Aktion in der Dorenburg

Bei einer Ferien-Aktion in der Dorenburg lernen Kinder viel Interessantes über den früher mühsamen Weg zur Kleidung.

Grefrath. Mit einem Blick auf das Etikett der eigenen Kleidung begann am Mittwoch im Freilichtmuseum Dorenburg die Ferien-Aktion für Kinder. Woraus besteht die Kleidung eigentlich? Und woraus bestand sie früher? Während die meisten Sachen der Kinder heute aus Baumwolle sind, war früher Leinen gefragt. Und wie das hergestellt wird, konnten die Kinder auch gleich ausprobieren.

„Ist das schwer“, fragte James (7), als er gerade versuchte, die Breche zu bedienen. Anika von der Weydt zeigte die richtige Technik: Viele kurze Schwünge, so geht es. Die Flachsstängel werden eingelegt. Durch Schließen der beiden Holzelemente wird der holzige Teil der Pflanze gebrochen. Verfeinert wird das bearbeitete Material dann im Schwingbock, in dem es mit einer Art Holzpaddel ausgeklopft wird. Zum Schluss wird es dann durch die Hechel gezogen, einem Brett mit lauter Spitzen, das die holzigen Teile herauskämmt. Übrig bleibt die Faser, die zu Leinen verarbeitet werden kann.

„Wer will fleißige Handwerker seh’n? Arbeiten am Niederrhein“, ist das Motto der viertägigen Ferien-Aktion, die jeweils drei Wochen lang angeboten und von Museumspädagoge Kevin Gröwig mit Hilfe von Lehramtsstudentin Anika von der Weydt geleitet wurde. Rund 20 Kinder haben pro Woche alte Berufe wie Gerber, Weber und Zimmermann kennengelernt.

Die Kinder zeigten sich begeistert von dem, was sie in den ersten Tagen bereits alles gelernt haben. „Ich bin öfter mal hier im Museum“, sagte die achtjährige Katharina aus Vinkrath, „ich interessiere mich sehr für alte Sachen.“ Das Entdecken der alten Berufe finden die Fünf- bis Zehnjährigen spannend.

Auch Sebastian gefiel die Woche. „Ich fand die Schnitzeljagd am besten“, sagte der Siebenjährige aus Krefeld. Im ganzen Museum galt es, Aufgaben zu lösen und alte Berufe zu entdecken, wie etwa Küfer oder Holzschuhmacher. Auch probierten die Kinder selbst aus, wie schwierig es früher für die Feuerwehr war, ein Feuer zu löschen.

Nach etwa einer halben Stunde hatten die Kinder fast alle ein kleines Bündel Flachs „entholzt“ und hielten die haarigen Fasern in den Händen. „Machen wir daraus auch Kleidung?“, fragte eine Sechsjährige. Aber da musste sie Anika von der Weydt enttäuschen: „Stell dir mal vor, wir machen daraus einen Faden. Dann kannst du dir ja vorstellen, wie viel wir bräuchten, um ein ganzes Kleid daraus zu machen.“ Ganz schön mühselig, diese Flachsverarbeitung. In der Dorenburg erfuhren die Kinder dann von Museumsweberin Silke Heks, wie man früher aus den Flachsfasern mit Spindel oder Spinnrad Fäden gesponnen und daraus am Webstuhl Stoffe gefertigt hat.

Gröwig ist mit dem Verlauf der Ferien-Aktion sehr zufrieden. „Wir waren fast ausgebucht“, so der Museumspädagoge. Eine Wiederholung ist nächstes Jahr fest eingeplant.

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