Bei Aerochemica Dr. Deppe Leck in einer Gasstation: Feuerwehr probt den Ernstfall

Kempen. · Löschzug Kempen und ABC-Gruppe der Gesamtwehr waren an der Übung beteiligt.

 Nachdem die Firma evakuiert war, wurde ein Trupp unter Atemschutz zur Erkundung entsandt.

Nachdem die Firma evakuiert war, wurde ein Trupp unter Atemschutz zur Erkundung entsandt.

Foto: Norbert Prümen

Die Gesichter der Menschen, die ruhigen, wenngleich eiligen Schrittes aus dem großen Gebäudekomplex auf die Rasenfläche treten, sind angespannt. Unter dem unablässigen Heulen einer Sirene wird die als Sammelpunkt ausgewiesene Fläche des Unternehmens Aerochemica Dr. Deppe GmbH immer voller. Blicke schweifen zu dem Gebäude, in dem bis vor wenigen Minuten noch die Mitarbeiter der Spätschicht ihrer Arbeit nachgegangen sind. Dann entspannen sich die Gesichter sichtlich. „Es handelt sich heute Abend um eine Übung, die wir unter realen Bedingungen durchgeführt und nicht vorab angekündigt haben“, erklärt Geschäftsführer Jörg Lüschow und spricht den Mitarbeitern Lob für die Ruhe, Disziplin und Schnelligkeit aus, mit denen sie ihren Arbeitsplatz verlassen haben.

Vom Ertönen des hausinternen Alarms bis zur Feststellung der Vollzähligkeit auf dem Sammelplatz vergingen gerade einmal vier Minuten. Zeit, in der auch schon die ersten Einsatzwagen vom Löschzug Kempen der Freiwilligen Feuerwehr Kempen eingetroffen sind. Alarmiert wurde die Wehr über die Brandmeldeanlage, die mit dem System des Unternehmens gekoppelt ist. „Wenn wir einen Störfall haben, greifen unsere Gaswarnanlagen sofort. Sie schalten entsprechend ab, und die Alarmierung der Feuerwehr setzt ein“, erklärt Lüschow, während schon der erste Trupp des Kempener Löschzuges in voller Atemschutzmontur, die Laufkarten in der Hand, in das Gebäude eilt. Es gilt zu erkunden, welcher Melder den Alarm auslöste und wo das Problem liegt.

Der Wehrchef lobte
die Einsatzkräfte

Während die beiden Wehrleute im Gebäude verschwinden, rüstet sich der Nachrücktrupp bereits aus. Atemschutz wird angelegt, Manometer werden kontrolliert. Die Druckmessgeräte sind sehr wichtig. Sie zeigen an, wie viel Sauerstoff noch in den Flaschen vorhanden ist, damit die Einsatzkräfte immer genügend Atemluft für den Rückweg haben. Feuerwehrkollegen schrauben sich gegenseitig die Druckminderer auf die Masken, um ein mögliches Verkanten zu verhindern. „Etwas, das passieren könnte, wenn sich ein Kollege den Druckminderer selber anschraubt, da er ja nicht hingucken kann, während er ihn an die Atemschutzmaske schraubt, die ja bereits getragen wird“, erklärt Franz-Heiner Jansen. Der Leiter der Kempener Feuerwehr ist selber vor Ort, um die Gefahrgutübung bei Aerochemica zu beobachten. Eigens für die spezielle Übung wurden auch die ABC-Fachberater aus Willich und Tönisvorst eingeladen.

Aber nicht nur die Atemschutzträger bereiten sich auf mögliches weiteres Vordringen vor. Wehrleute rollen die größeren B-Schläuche aus, die an den Wasserverteiler angeschlossen werden. Männer wuchten Körbe mit C-Schläuchen aus den Fahrzeugen, um diese für den eigentlichen Löscheinsatz anzuschließen. Inzwischen ist auch das Drehleiterfahrzeug eingetroffen. Langsam schiebt sich die Leiter mit dem Korb in die Höhe, wobei der Feuerwehrmann im Korb den Löschschlauch mit sich führt. Stück für Stück rollt sich der Schlauch ab, je höher die Leiter ausfährt. Der erste Trupp hat derweil den auslösenden Melder gefunden und ein Leck in einer Gastankanlage entdeckt. Die Kontrolle, um welches Gas es sich handelt, die Abdichtung – jeder Handgriff sitzt, wobei der Löschzug Kempen durch die ABC-Gruppe der Gesamtwehr unterstützt wird.

Wehrchef Jansen als Beobachter ist voll des Lobes über die Sonderübung der Wehr, deren Einsatzleitung Löschzugführer Michael Nagels hat. „Solche Übungen in Unternehmen sind wichtig. Wir schulen nicht nur unsere Feuerwehrfrauen und -männer im Ablauf, sondern die Wehrleute lernen auch Gegebenheiten vor Ort kennen, was bei einem Ernstfall einfach nur von Vorteil ist“, sagt Jansen, der die gute Zusammenarbeit mit Aerochemica hervorhebt. Denn für das Unternehmen bedeutet die Übung auch einen nicht unerheblichen Produktionsausfall. „Den wir aber gerne in Kauf nehmen. Eine solche Übung zahlt sich bei einem Ernstfall nämlich für alle aus“, schließt sich Lüchow an.

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