Vor allem Berufsstarter sind betroffen NGG bemängelt hohe Zahl befristeter Jobs

Ratingen/Kreis Mettmann · Die Gewerkschaft weist auf die erheblichen Nachteile für die Beschäftigten hin.

 Berufsstarter haben oft nur einen befristeten Arbeitsvertrag.

Berufsstarter haben oft nur einen befristeten Arbeitsvertrag.

Foto: Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)/Alireza Khalili

. (Red) Ein Großteil der Neueinstellungen im Kreis Mettmann hat ein Verfallsdatum: 4246 von insgesamt 12 028 neu abgeschlossenen Arbeitsverträgen im Kreis waren im zweiten Quartal des vergangenen Jahres befristet. Das entspricht einer Quote von 35 Prozent, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mitteilt. Die NGG-Region Düsseldorf-Wuppertal beruft sich hierbei auf eine aktuelle Auswertung der Hans-Böckler-Stiftung. „Befristete Stellen sind in der Lebensmittelbranche und im Gastgewerbe besonders verbreitet. Und das, obwohl Bäckereien, Metzgereien, Hotels und Restaurants dringend neues Personal suchen. Das gewinnt man aber nicht, indem man wackelige Jobs bietet. Beschäftigte suchen keine Arbeit mit Ablaufdatum, sondern eine langfristige Perspektive“, betont NGG-Geschäftsführerin Zayde Torun.

Nach Beobachtung der Gewerkschaft werden Befristungen häufig zur „Karrierefalle“ – gerade für Berufsstarter. „Die Betroffenen haben größere Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden oder einen Kredit zu bekommen. Manchmal muss wegen unklarer Job-Aussichten sogar der eigene Kinderwunsch hinten angestellt werden“, so Torun. Jeder Arbeitsvertrag habe eine Probezeit. Diese reiche in der Regel, um sich ein Bild vom Beschäftigten zu machen. Trotzdem argumentierten Wirte oder Bäckermeister häufig damit, sie wollten „auf Nummer sicher gehen“, was die Eignung des Mitarbeiters angehe. „Dass es sich dabei um ein vorgeschobenes Argument handelt, liegt auf der Hand. Befristungen sorgen vielmehr dafür, dass bewährte Fachleute zu anderen Firmen wechseln“, so Torun.

Befristungen brächten für die Betroffenen gleich mehrere Nachteile, so die Gewerkschafterin. Sie verweist auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken. Danach arbeitet fast ein Drittel aller befristet Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen zu Niedriglöhnen (31,8 Prozent) – unter allen Arbeitnehmern liegt die Quote bei 21,2 Prozent. Für knapp 60 Prozent aller Befristungen gibt es laut Bundesregierung in NRW keinen „Sachgrund“ wie etwa eine Elternzeitvertretung oder eine Probezeit. Und junge Beschäftigte sind weit überdurchschnittlich oft auf Zeit angestellt: In der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen liegt der Befristungsanteil an Rhein und Ruhr bei 31,4 Prozent – Auszubildende nicht mitgerechnet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort