Die Arbeit der Ordnungshüter: „Wir sind keine Spaßbremsen“

Klaus-Dieter Blumentrath und Jürgen Clasen geben einen Einblick in ihre tägliche Arbeit als Ordnungshüter.

Ratingen. Der Weg aus dem Rathaus in Ratingen führt die zwei Männer in blauer Uniform zunächst nur einige Meter weiter bis zum Auto. „So, erst mal Mütze auf“, kommentiert Jürgen Clasen dennoch seine Geste — wenn’s kalt ist, ist die Kopfbedeckung Pflicht. Zwar sind der 48-Jährige und sein Kollege Klaus-Dieter Blumentrath vom Ordnungsamt viel zu Fuß unterwegs, „aber das Stadtgebiet ist doch sehr groß, und da greifen wir für weite Strecken auf den Wagen zurück — vor allem bei diesem Wetter“, sagt Blumentrath während er sich hinters Steuer setzt.

Mit einem Blick nach hinten raunzt der 49-Jährige ganz in Ordnungsmanier: „Anschnallen, bitte“ und dann geht es los — auf Streife durch die Stadt. Erster Stopp: Poensgenpark. Gleich am Eingang fällt den Beamten ein zugeklebtes Schild auf: „Was ist denn das?“, fragt Blumentrath und reißt beherzt die Streckenkarte eines längst vergangenen Triathlons ab. Darunter offenbart sich die Vorschrift zur Anleinpflicht für Hunde.

Vermutlich fehlt diese Information so manchem Hundehalter, wie die Ordnungshüter beim anschließenden Rundgang durch den Park feststellten. „Guten Tag, Ordnungsamt der Stadt Ratingen“, stellen sie sich Beamten vor und springen einer Radfahrerin in den Weg, die ihren Hund munter vor dem Fahrrad herlaufen lässt — ohne Leine versteht sich.

„Ich wollte nur schnell hier durch und habe nicht darüber nachgedacht“, beteuert die Ertappte und nimmt ihren bunt gescheckten Vierbeiner sogleich an die Leine. Die Ordnungshüter sind gnädig und belassen es bei einer mündlichen Verwarnung. „Wenn jemand einsichtig ist, muss ich nicht unbedingt ein Verwarngeld verhängen. Wir sind ja keine Spaßbremsen“, sagt Blumentrath grinsend.

Wenig später geht ein weiterer Spaziergänger in die Ordnungsfalle: Während Anton brav angeleint ist, läuft Golden RetrieverLotta freiheitsliebend neben Herrchen her. Blumentrath und Clasen entgeht nichts, und während ihrer kurzen Standpauke gesellt sich Spaziergängerin Lies Kittler mit Hündin Paula dazu — vorbildlich angeleint. Die Anwesenheit der Beamten hat sich im Park mittlerweile offenbar herumgesprochen.

Nächster Stopp: Bahnhof Ratingen West. „Hier stellen Leute häufig abgemeldete Fahrzeuge ab“, erklärt Blumentrath und fährt im Schritttempo unter den Brückenbauten her. Das erste Auto ohne Kennzeichen lässt nicht lange auf sich warten. Die Scheibe des silberfarbenen Hyundai wird sogleich mit einem knallroten, achteckigen Aufkleber verziert.

„Vier Wochen haben die Halter Zeit, das Auto wegzuschaffen, bevor es abgeschleppt wird“, sagt der Ordnungshüter und notiert das Datum auf dem Aufkleber. Zwar hat das Auto kein Kennzeichen mehr, dafür aber noch die grüne Umweltplakette hinter der Windschutzscheibe. „Die wird häufig vergessen“, sagt Clasen schmunzelnd und notiert sich die Buchstaben und Ziffern, um den Halter ausfindig zu machen.

Ein Passant erkennt die zwei Männer trotz Uniform nicht als Ordnungshüter und fängt sogleich an, um den Preis für das mutmaßlich zu verkaufende Auto zu feilschen — lässt sich aber von Blumentrath und Claßen schnell eines Besseren belehren.

Letzter Stopp: Berliner Platz. Um 11 Uhr werden dort jedoch, wie von den Beamten vermutet, keine ausgelassenen Treffen mit Alkoholbeigabe gefeiert. Stattdessen kommt eine Gruppe Schüler am Auto der Ordnungsbeamten vorbei. Diesmal verfehlt die Uniform ihre Wirkung nicht: Auf die Frage, ob denn kein Unterricht wäre, antworten die Schüler eingeschüchtert: „Doch — wir haben Pause.“ Zufrieden setzen Blumentrath und Clasen ihre Fahrt fort — mit dem scharfen Blick für Ordnungsverstöße.

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