Caritas-Projekt „Westnetz“: Lernpaten dringend gesucht

Das Caritas- Projekt „Westnetz“ zieht Bilanz. Neben einigen Problemen gibt es auch neue Ideen, beispielsweise ein „Drehbuch des Lebens“.

Ratingen. Überdurchschnittlich viele Menschen mit Migrationshintergrund, hohe Arbeitslosigkeit und immer wieder Nachrichten von Gewalttaten. Das sind neben den positiven Seiten, die Ratingen West auch hat, die Schattenseiten des Stadtteils.

Kürzlich brachte es Michael Kreft, Direktor der Martin-Luther-King-Gesamtschule, im Bezirksausschuss West auf den Punkt als er sagte: „Wir brauchen doch nicht um die schwierige Sozialstruktur drumrum zu reden: Hartz IV schon in der dritten Generation, unterschiedlichste Migrationshintergründe gepaart mit bildungsfernem Milieu — das sind die Probleme. “

Diese Erfahrung machen auch die Mitarbeiter der Caritas vor Ort. Mit verschiedenen Hilfsangeboten im Rahmen des Beschäftigungsprojektes „Westnetz“ versuchen sie, den Menschen aus dem Stadtteil zu helfen, sei es bei der Jobsuche, Berufsberatung von Schülern oder Unterstützung von Frauen, die in Not sind.

Bei der Jahrespressekonferenz der Caritas sagte deren Leiter Klaus Hagedorn gestern: „Wir sind in West einfach mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert. Besonders die Tatsache, dass hier viele Menschen mit Migrationshintergrund leben, ist eine Herausforderung bei der täglichen Arbeit.“

Bei dem „Life-Work-Planning“ werden Menschen mit Migrationshintergrund mit dem Arbeitsmarkt in Deutschland vertraut gemacht werden und lernen ihre Stärken kennen. Das Seminar soll innerhalb von ein paar Wochen den Teilnehmern eine Ahnung darüber geben, wo es beruflich hingehen soll. Diese Angebote sind nicht neu, sie existieren entweder seit Projektbeginn von „Westnetz“ im Jahr 2009 oder seit vergangenem Jahr. „Wir wollen heute einmal Bilanz ziehen. So haben sieben von 30 Teilnehmern durch das Life-Work-Planning-Seminar in Arbeit finden können. Das werten wir, gerade weil die Zielgruppe nicht einfach zu vermitteln ist, als Erfolg“, sagte gestern Nenad Dobrivojec, der die Seminare betreut.

Neu ist aber ein Projekt, das sich ab diesem Jahr an Schulen richten wird: Dabei geht es im Kern darum, dass Jugendliche im Rahmen eines Castings sich und ihre Stärken besser kennen lernen sollen. „Wir wollen mit den Schülern sozusagen ein Drehbuch ihres Lebens entwickeln, wie es einmal später aussehen soll. So können dann auch konkretere Ziele etwa für die Berufsplanung formuliert werden“, sagt Projektleiterin Annette Leufen-Rieger.

Neben allen Erfolgsmeldungen schlugen die Caritas-Mitarbeiter gestern aber auch Alarm: „Wir brauchen ganz dringend ehrenamtliche Lernpaten, die sich bereit erklären, Schülern der Unterstufe bei Hausaufgaben zu helfen“, sagt Klaus Hagedorn. Bisher gebe es 50 Ehrenamtliche, die diese Aufgabe erfüllen. Der Bedarf liegt aber bei etwa 100 Lernpaten. Klaus Hagedorns Erklärung: „Bisher hat sich das Angebot nur an Grundschüler gerichtet. Jetzt fragen aber immer mehr weiterführende Schulen nach, ob wir nicht noch Lernpaten hätten.“

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