Monheim: Betriebsrat will Klarheit

Städtische Bahnen: Während die Rolle des Logistikriesen Rhenus Veniro allmählich klarer wird, fordert die BSM-Arbeitnehmervertretung den Stadtrat zum Handeln auf.

Monheim. Sie haben kürzlich ihr Hundertjähriges gefeiert - die Bahnen der Stadt Monheim (BSM). Doch der runde Geburtstag wird zumindest aus Sicht vieler der 95 Mitarbeiter zusehens überschattet von einer Prüfung, die sie so gar nicht einschätzen können, weil sie wie ein Staatsgeheimnis behandelt wird. Da muss die Führungsebene nach Order des Bürgermeisters eine Verschwiegenheitsverpflichtung unterzeichnen. Und eine eigentlich für die nächsten zehn Jahre angedachte Beschäftigungssicherung wird zurückgepfiffen - ebenfalls aus dem Rathaus.

Über allem schwebt Die Firma Rhenus Veniro. Über deren rätselhafte Tätigkeit in Monheim hatte die WZ kürzlich bereits exklusiv berichtet. Nun werden weitere Details klar. Rhenus besitzt quer durch die Republik Verkehrsbetriebe. Und bei Monheims Bahnen ist das Unternehmen derzeit aktiv mit Blick auf Einsparungen und mehr. Vieles deutet darauf hin, dass der private Logistikriese demnächst mit im Boot der Stadttochter sitzt. Das Unternehmen mit Sitz in Mainz gibt dazu aber immer noch keinen Kommentar ab.

"Eine Verschwiegenheitserklärung ist doch nicht unüblich. Umgekehrt gilt das doch auch für die Leute von Rhenus", sagt Bürgermeister Daniel Zimmermann. Damit wird immerhin inzwischen offiziell eingeräumt, dass Logistikexperten der Firma sich die Bahnen genauer anschauen.

Der Bürgermeister betont, dass es seine Pflicht sei, bei Stadttöchtern nach Einsparpotenzial suchen zu lassen. Und selbt, wenn BSM-Anteile abgegeben würden, sei es kein Verkauf von Tafelsilber. "Das ist totaler Unsinn. Die Bahnen machen jährlich ein Defizit von zwei Millionen Euro. Da muss man wohl eher drauflegen", sagt er.

Sehr wohl sieht Zimmermann die Möglichkeit, Rhenus als Dienstleister mit einzubeziehen. Ob dann mit oder ohne Beteiligung, will der Bürgermeister nicht weiter kommentieren. Das letzte Wort habe ohnehin der Stadtrat als Gesellschaftergremium.

Besagter Stadtrat muss sich mit dem Thema Beschäftigungssicherung für die 95 BSM-Mitarbeiter derzeit noch nicht beschäftigen. Die Betonung liegt auf noch. Denn bei WZ-Anfrage zeigt der Betriebsratsvorsitzende der Bahnen, Harald Schmidt, wenig Verständnis für die Situation. "Da erhält der BSM-Geschäftsführer die Order, eine Beschäftigungssicherung für die nächsten zehn Jahre nicht auf die Tagesordnung zu setzen. Warum nicht? Was ist da im Busch? Da gehört in den Stadtrat", fordert Schmidt. Für ihn ist klar: Der Einstieg privater Unternehmen soll nicht durch Garantien an die Mitarbeiter erschwert werden. Geschäftsführer Detlef Hövermann war gestern nicht zu erreichen.

"Tatsächlich ist personell derzeit bei den Bahnen was in Bewegung. aber das liegt lediglich daran, dass durch eine verbesserte Software und den neuen Linienplan Einsparungen erreicht werden konnten. Dadurch sind Stellen nicht neu besetzt oder Zeitverträge nicht verlängert worden. Da sind Dinge im Fluss", kontert Bürgermeister Zimmermann.

Hartnäckig hält sich darüber hinaus das Gerücht, Ex-Bürgermeister Thomas Dünchheim habe in seiner neuen Funktion als Anwalt bei der namhaften Kanzlei Lovells den Kontakt mit Rhenus Veniro hergestellt. Auf einer Tagung in Berlin sei der zustande gekommen. "Ich bin auf vielen Tagungen. Aber der Anwalt Thomas Dünchheim wird darauf nicht antworten", sagt er - um dann doch nachzulegen: "Ich weiß nicht, was sich da gerade bei den Bahnen in Monheim abspielt. aber eines ist klar: Es darf beim Thema Einsparungen keine Tabus geben."

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