Bahnhof Gruiten Bahnhofstunnel Gruiten wird zugemacht

Haan · Bei der teilweise sehr emotionalen Debatte gab es heftige Kritik am Informationsgebaren der Bahn – aber auch dem Umgang damit.

 Der Bahnhof Gruiten aus der Luft betrachtet: Er ist bald nur noch über ein Brück­enbauwerk zu erreichen.

Der Bahnhof Gruiten aus der Luft betrachtet: Er ist bald nur noch über ein Brück­enbauwerk zu erreichen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Rund 110 Jahre nach ihrer Inbetriebnahme wird die Personenunterführung am Bahnhof Gruiten geschlossen. In seiner Sitzung am Dienstagabend beschloss der Haaner Stadtrat mehrheitlich, der städtischen Empfehlung zu folgen, die mit hohen Risiken belastete Fußgängerverbindung nicht von der Bahn zu übernehmen, um sie in eigener Regie weiter zu betreiben. Künftig kommt damit nur noch das geplante, etwa 80 Meter entfernte, dafür aber mit Aufzügen versehene Brückenbauwerk zum Einsatz, das die Bahn bauen will.

Gegen die städtische Vorlage und damit für einen potentiellen Erhalt des Tunnels sprachen sich die SPD, Nicola Günther (GAL) und Annette Leonhardt (CDU) aus.

Die Christdemokratin scherte nicht nur aus der Abstimmungshaltung ihrer Fraktion aus – sie erklärte zudem in einem sehr emotionalen Statement, dass dies vor allem mit dem extrem zurückhaltenden Informationsgebaren der Deutschen Bahn zu tun habe, aber auch dem Umgang von Stadt und Politik damit.

„Ich bin mir manchmal vorgekommen, als wäre ich beim Geheimdienst“, kritisierte Leonhardt. Als besonders ärgerlich habe sie es empfunden, dass die Bahn vor allem das Gutachten als nicht öffentlich eingestuft hatte, aus dem letztlich hervorging, dass die teilweise aus dem Jahr 1912 stammende Fußgängerunterführung ihre theoretische Lebensdauer an diversen Stellen eigentlich schon seit Jahren überschritten hat. „Das und vieles andere hätte ich gerne diskutiert, aber bei diesem Thema haben sowohl Stadtverwaltung als auch Politik die Öffentlichkeit außen vor gelassen“, merkte die CDU-Politikerin an. Sie hätte sich mehr Zeit gewünscht. Jetzt werde aber abgestimmt und man müsse sich nicht wundern, wenn die Politikverdrossenheit in der Bevölkerung steige.

CDU-Fraktionschef Jens Lemke erklärte dagegen, genau diese Zeit stehe eben nicht zur Verfügung: „Der Bahn-Vertreter hat im Haupt- und Finanzausschuss deutlich gemacht, dass er schnell eine Rückmeldung benötigt, um dann zu planen und die Unterlagen beim Eisenbahnbundesamt einzureichen“, berichtete er. Geschehe dies nicht, rutsche der Termin für die Modernisierung des Bahnhofs Gruiten vermutlich deutlich nach hinten. Denn da die Bahn nicht in Quartalen denke, sondern in jährlichen Scheiben, drohe eine nahezu unkalkulierbare Verzögerung.

Meike Lukat (WLH) bezeichnete Leonhardts Behauptung, es sei nicht genug diskutiert worden, als „schlichtweg falsch“. Auch wenn viele Punkte von der Bahn als nicht öffentlich klassifiziert worden seien, „so haben wir sie in nicht-öffentlicher Sitzung doch ausführlich besprochen, teils sogar vor einem Jahr schon“. Die WLH habe jedenfalls mit eigenen Infoständen große Resonanz aus der Bevölkerung erhalten. Besonders beeindruckt, so betonte Lukat, hätten sie dort drei ältere Damen, die angegeben hätten, sie seien gerne bereit, künftig die 80 Meter zu einer dann vernünftigen, barrierefreien Überführung zu gehen.

Bernd Stracke (SPD) hielt dagegen, auch andere hätten Infostände zum Thema veranstaltet – „und wir haben beispielsweise auch eine Menge Kritik an den Plänen mitbekommen“. Der Tunnel sei eine wichtige Verbindung zur Bahnstraße, er dürfe nicht einfach so wegfallen. Haans

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