Erkrath feiert 50 Jahre Stadtrechte

Vier Jahre hat es gedauert, bis der Antrag der Erkrather Bürgermeisterin Gertrud Küpper endlich Früchte trug. Am 15. März 1966 wurde schließlich die Urkunde unterzeichnet und Erkrath erhielt die Stadtrechte.

Erkrath. Gut Ding will Weile haben. Oder auch: Gottes Mühlen mahlen langsam. So manch einem Erkrather mögen diese Volksweisheiten in den Sinn gekommen sein, als es vor 50 Jahren so weit war: Am 15. März 1966 hatte der damalige NRW-Ministerpräsident Franz Meyers endlich den Stift zu Hand genommen, um die Stadterhebungsurkunde zu unterzeichnen.

Vorausgegangen waren vier Jahre Wartezeit, von denen heute niemand mehr so genau weiß, warum das alles überhaupt so lange gedauert hat. Fest steht nur: Den Antrag hatte Bürgermeisterin Gertrud Küpper bereits im März 1962, noch inmitten ihrer ersten Amtszeit auf den Weg gebracht. Als sie dann vier Jahre später endlich die Urkunde in Empfang nehmen durfte, hatte schon ihre zweite Amtszeit begonnen. Zwischenzeitlich hatte Johannes van Oost auf dem Bürgermeisterstuhl Platz genommen — gewählt per Losentscheid aufgrund einer Stimmengleichheit. Sein kurzer Aufenthalt im Bürgermeisterbüro war einer geänderten Gemeindeordnung geschuldet und danach ging es so weiter wie zuvor: Mit der beliebten und volksnahen Gertrud Küpper. Hat sie womöglich irgendwann den Telefonhörer in die Hand genommen und die ganze Angelegenheit zur Chefsache erklärt? Wir wissen es nicht.

Holger Johan, Ercroder Jonges

Was wir jedoch wissen, ist: Es war schon in den Jahren zuvor ein Ruck durch die Gemeinde gegangen. „Alle Arbeiten dienten nur einem Ziel: Der Zukunft von Erkrath“, bringt Holger Johan die damalige Lage auf den Punkt. Seitenweise hat der Redaktionsleiter von „Usser Dorp“ in der letzten Ausgabe der Jonges-Vereinszeitschrift die Fakten zur Stadtwerdung zusammengetragen. Und dabei wird klar: Der Weg vom Dorf zur Stadt war lang — und das nicht nur durch die Amtsstuben hindurch. „Das wäre wohl heute in dem Umfang nicht mehr zu bewältigen“, blickt Johan auf eine Zeit zurück, in der alle — mit einem gemeinsamen Ziel vor Augen — im sprichwörtlichen Sinne in die Hände gespuckt haben.

Im Jahre 1966 waren es immerhin schon mehr als 17 000 Erkrather, die ein überzeugendes Argument dafür lieferten, dass von einem Dorf wohl keine Rede mehr sein konnte. Es wurde gebaut und am Bahnhof hielten täglich 53 Züge. Dauern Ratsdebatten heute schon mal gefühlte Wochen und Monate, war der Flächennutzungsplan für Unterfeldhaus als Gewerbe- und Wohngebiet in weniger als zwei Stunden beschlossene Sache. In diesem Tempo ging es offenbar weiter. Dem ersten Hochhaus an der Kirchstraße 36 waren weitere gefolgt. Es wurden Altenheime und Schulen gebaut.

Noch am Morgen der offiziellen Feierlichkeiten zur Stadtwerdung im Juni 1966 wurde der Grundstein für die Volksschule an der heutigen Falkenstraße gelegt. „Erkrath ist ein Beispiel dafür, dass ohne besondere finanzielle Hilfe des Landes sich auch Gemeinden mit nicht mal durchschnittlicher Finanzkraft entwickeln können“, war damals in der örtlichen Presse zu lesen. Wenn das kein Grund zum Feiern war! Wie die Jubelfeierlichkeiten vor 50 Jahren genau vonstatten gingen, verrät uns Erika Stubenhöfer: „Für die Bürger gab es schon am Vortrag ein Platzkonzert auf dem Kirmesplatz, während die Vertreter von Rat und Verwaltung zum Richtfest des Verwaltungsgebäudes in Unterbach geladen waren“, berichtet die Stadtarchivarin aus der Chronik. Mit Blasmusik, Zapfenstreich und Feuerwerk verabschiedete man sich vom Dorfleben. Bloß der Fackelzug fiel bei strömendem Regen ins Wasser. Derweilen stellte sich Bürgermeisterin Gertrud Küppers auf einen Balkon am Marktplatz, um die Glückwünsche der Bürger und Vereine entgegenzunehmen. Verlässlich an ihrer Seite: Gemeindedirektor Albert Peters, der an diesem Abend erstmals als Stadtdirektor zu Bett gehen durfte. Davor wurde gefeiert, was das Zeug hielt. Die Türen zum Rathaus blieben geschlossen, Schüler hatten schulfrei. Für die Prominenz wurde im Joachim-Neander-Haus ein üppiges Buffet aufgetischt. In den Kneipen blieb kein einziger Stuhl mehr frei.

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