Arbeitsmarkt Sorge um Krefelder Industrie-Arbeitsplätze

Arbeitsagentur zieht insgesamt positive Bilanz 2015. Gewerkschaft fürchtet weitere Verluste.

Arbeitsmarkt: Sorge um Krefelder Industrie-Arbeitsplätze
Foto: Archiv Dirk Jochmann

Krefeld. Auch wenn die Bilanz 2015 für den Arbeitsmarkt der Region insgesamt positiv ausfällt: Sowohl Unternehmerschaft als auch Gewerkschaft sehen die Situation der Industrie-Arbeitsplätze weiter kritisch. Ralf Köpke (IG Metall und Vorsitzender des Verwaltungsausschusses der Arbeitsagentur) fürchtet, dass 500 weitere Arbeitsplätze in diesem Sektor wegfallen könnten.

Besonders betroffen seien die Stahlbranche, die Gießereien und einige Maschinenbauer. Köpke: „Wenn die Siempelkamp-Gießerei zu Beginn des Jahres Kurzarbeit einführt, ist das ein Alarmzeichen.“ Diese Befürchtung teilt auch Hartmut Schmitz von der Unternehmerschaft Niederrhein, Köpkes Stellvertreter im Verwaltungsausschuss. Köpke schätzt, dass in den letzten zwei bis drei Jahren schon bis zu 2000 Jobs in diesem Bereich in Krefeld verloren gegangen sind.

Dabei ist die Grundstimmung in der Wirtschaft derzeit gut. Und davon hat auch der Arbeitsmarkt im Bereich der Krefelder Arbeitsagentur profitiert. Das milde Wetter hat dafür gesorgt, dass die Zahl der Arbeitslosen im Dezember nochmals leicht gesunken ist, so dass die Jahresbilanz 2015 unter dem Niveau von 2014 liegt. Vor diesem Hintergrund zeigt sich der Leiter der Arbeitsagentur, Dirk Strangfeld, „weitestgehend zufrieden“.

Vor allem bei den unter 25-Jährigen sank die Arbeitslosenquote spürbar (-11.6 Prozent). Köpke führt dies auch darauf zurück, dass die Arbeitsagentur sich im vorigen Jahr schwerpunktmäßig den jungen Arbeitslosen gewidmet habe. Verbessern will Strangfeld aber das Verhältnis von Bewerbern zu Ausbildungsplätzen (derzeit 1 zu 0,64).

Schmitz wünscht sich von den jungen Menschen mehr Flexibilität. „Es gibt 361 Ausbildungsberufe, aber 30 Prozent der Bewerber konzentrieren sich auf die fünf Jobs.“ Die Arbeitgeber ruft er auf, auch Studienabbrechern eine Chance zu geben. „Vielleicht war Uni für sie einfach der falsche Weg. das muss ja nicht heißen, dass sie unzuverlässig sind.“ Problematischer sieht es bei den Langzeitarbeitslosen aus. Sorge bereitet Strangfeld, dass viele jüngere Leute, die noch ein langes Erwerbsleben vor sich haben, dazu gehören. In vielen Fällen sei die geringe Qualifizierung ein Hemmschuh. Da wolle man ansetzen.

Köpke schätzt, dass im Gesamtbezirk rund 10 000 Personen betroffen sind. „Wir können uns nicht leisten, die einfach abzuschreiben.“ Die Motivation sei sicher schwierig, zumal es bei einer zweijährigen Umschulung nicht mehr Geld gibt. Dem will man begegnen, indem man Weiterbildung auch in kürzeren Modulen anbietet. „So könnte jemand der sich in Richtung Lager umschulen lässt, zunächst nur den Gabelstaplerschein machen“, erläutert Strangfeld.

Als Herausforderung für dieses Jahr sehen alle das Thema Flüchtlinge. Die ersten melden sich jetzt bei den Jobcentern. Doch der Arbeitsmarkt könnte von der Zuwanderung natürlich auch profitieren — nicht nur durch potenzielle Arbeitskräfte, sondern auch in den Branchen, die mit dem Zuzug beschäftigt sind wie Ordnungsdienste oder beim Bau.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort