Open-Air-Kino „Früher habe ich Filme mehr nach meinem Geschmack ausgewählt“

Interview Uwe Papenroth erzählt, warum das SWK-Open-Air-Kino so gut läuft wie nie zuvor.

Open-Air-Kino: „Früher habe ich Filme mehr nach meinem Geschmack ausgewählt“
Foto: Mathis Wienand(nein)

Krefeld. Sommer, Sonne, SWK-Open-Air-Kino: Das Supersommerwetter der vergangenen Monate hat die Besucherzahlen in den Freiluft-Kinos der Region explodieren lassen - auch an der Krefelder Rennbahn. Im Gespräch mit der WZ zieht Veranstalter Uwe Papenroth Bilanz.

Open-Air-Kino: „Früher habe ich Filme mehr nach meinem Geschmack ausgewählt“
Foto: Lothar Strücken(WZ)

Herr Papenroth, Sie haben die Open-Air-Kino-Saison wegen der großen Nachfrage verlängert, kommenden Dienstag ist dann endgültig die letzte Vorstellung für dieses Jahr. Sieht ganz so aus, als könnten Sie zufrieden sein?

Papenroth: Wir haben in diesem Jahr gut 15 Prozent mehr Tickets verkauft, als noch 2017. Die Besucherzahlen sind seit unserem Start vor acht Jahren jährlich gestiegen. Das ist eine klassische Entwicklung für ein gutes Open-Air-Kino. Bei 43 Veranstaltungen in diesem Jahr haben wir pro Film im Durchschnitt 600 Besucher. Bei 700 Plätzen ohne Loge und Strandkörbe, ist das ein guter Schnitt.

Haben Sie auf der Rennbahn auch einen wetterbedingten Boom wie die Sommerkinos in Düsseldorf oder Duisburg erlebt?

Papenroth: Die Besucherzahlen würde ich nicht am Wetter festmachen. Für die Duisburger spielt der Sommer überhaupt keine Rolle, die Vorstellungen im Landschaftspark sind konsequent ausverkauft. Auch bei uns ist das Wetter wegen des Dachs über dem Kopf nicht so entscheidend. Seit es den Onlineverkaufsservice gibt, laufen 80 bis 90 Prozent des Ticketverkaufs über den Vorverkauf - da weiß der Besucher ja noch gar nicht, wie das Wetter wird. Bei uns waren die letzten 20 Filme ausverkauft.

Gab es wegen der Hitze denn mehr Rettungseinsätze als in den Vorjahren?

Papenroth: Wir hatten vier Vorfälle mit Kreislaufproblemen, die gab es aber im vergangenen Jahr auch zwei Mal, die Besucher sind uns also nicht reihenweise umgekippt. So heiß ist es ja auch abends, wenn die Filme starten, nicht mehr: In den wärmsten Nächten hatten wir 25 Grad Celsius und nicht 40, so wie tagsüber.

Welche Filme oder Genres laufen besonders gut?

Papenroth: Ganz klar: Komödien und Musicals. Für „Mamma Mia 2“ waren schon alle Vorstellungen vor Kinostart ausverkauft. Deshalb haben wir den Film noch mal in zwei Sondervorstellungen, eine davon am Dienstag, und als Wunschfilm angeboten. Die waren auch innerhalb von vier Tagen ausverkauft. Früher habe ich das Kino mehr nach meinem Geschmack gemacht. Nachdem wir kommerzieller geworden sind und Filme auch doppelt zeigen, läuft es noch besser - die Nachfrage ist da. Auch das Musical „The Greatest Showman“ war ausverkauft.

Also nur noch Mainstream - und keine Experimente?

Papenroth: Doch, unbedingt: Der Tennisfilm „Borg/McEnroe“ war im Kino ein Flop, wir hatten aber eine Platzbelegung von 80 Prozent. Wir wollen ein breit gefächertes Programm bieten, deshalb machen wir solche Experimente jedes Jahr. Auch schwerere Kost wie „Die Verlegerin“ war ausverkauft und „Mord im Orient-Express“ lief ebenfalls richtig gut. So etwas funktioniert auch mittlerweile.

Haben die Besucher die Vorstellung des Sinfonie-Orchesters eigentlich vermisst?

Papenroth: Wir haben uns bereits im vergangenen Jahr dagegen entschieden, weil das Konzert nicht gut genug angenommen wurde. Der Bühnenaufbau ist sehr teuer, mit dem Ticketverkauf konnten wir die Kosten nicht decken. 2016 haben wir deshalb viel Geld verloren. Allein mit zwei Vorstellungen von „Mamma Mia“ können wir mehr verdienen — da muss man sich dann auch die ehrliche Frage stellen: Lohnt sich das?

Welches waren die Besonderheiten in diesem Jahr?

Bei der Vorstellung von „Jurassic World“ sind als Dinosaurier verkleidete Schauspieler auf der Rennbahn unterwegs. Kino ist im Wandel und versteht sich immer mehr auch als Dienstleister und Event-Location, um sich von Streaming-Diensten abzuheben. Bei „Star Wars“ hatten wir 20 Darsteller in Stormtrooper-Kostümen, Wüstenmenschen und Prinzessin Leah als kleines Mädchen vor Ort. Es geht um den Erlebnisfaktor. Beim Open-Air-Kino zählen zu mindestens 50 Prozent aber auch Location und Atmosphäre.

Welche Neuerungen stehen fürs nächste Jahr an?

Papenroth: Ich möchte fürs nächste Jahr einen eigenen Film produzieren, den Trailer zu „Vier auf vier Rädern“ haben wir bereits vor den Vorstellungen gezeigt. Mit meiner Familie war ich vier Monate mit einem Expeditionsmobil in Südamerika unterwegs, habe unsere Reise selbst gefilmt, unter anderem mit einer Drohne. Außerdem wollen wir den Biergarten umbauen, das Gastronomieangebot erweitern und außerhalb der Filmvorführungen Live-Musik und DJ-Sessions anbieten.

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