Zoll am Flughafen findet immer mehr Waffen

Drogen, Artenschutz, Geldwäsche — der Zoll hat viel zu tun in den Ferien. Zurzeit speziell mit Waffenschmuggel.

Düsseldorf. Hundeführer Frank Meyer zeigt nur kurz auf die gestapelten Koffer und Reisetaschen, schon saust Jagdhund Jupp los. Schwanzwedelnd und schnüffelnd wuselt er zwischen den Gepäckstücken umher, bis sich seine Schnauze schließlich an einen gepunkteten Trolley heftet. Wild fängt der Rüde an, daran zu kratzen. Herrchen Meyer öffnet den Reißverschluss, zieht ein Röhrchen mit 20 Gramm Cannabis heraus — Jupp freut sich, als wäre aus dem Köfferchen soeben ein mannsgroßer Schinken gekommen.

Diesmal war Jupps Einsatz nur eine Übung. Zur Reisezeit hat der Drogenspürhund am Düsseldorfer Flughafen seine Nase aber auch in zahlreichen Ernstfällen. Immerhin: Die Hunde und die zweibeinigen Zöllner haben im vergangenen Jahr am Airport Drogen mit einem Straßenverkaufswert von rund 3,2 Millionen Euro sichergestellt — darunter 60 Kilo Kokain und 30 Kilo Heroin.

Jupp, der neben Cannabis, Heroin und Kokain auch Amphetamine, Ecstasy und laut Hundeführer Frank Meyer „alle weiteren gängigen Drogen“ erschnüffeln kann, gibt es am Flughafen heute viele weitere Spürhunde. Auch einen Barmittelspürhund — denn seit 2007 müssen Reisende aus Nicht-EU-Staaten Schecks und Bargeld über 10 000 Euro anmelden. 2012 entdeckte der Zoll am Flughafen 4,3 Millionen Euro — 1,2 Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor. „Wir kämpfen damit gegen Geldwäsche, aber auch gegen die Finanzierung des Terrorismus“, erklärt Zollsprecher Michael Walk.

Und auch einen Artenschutzspürhund hat der Zoll. „Er riecht alle Produkte tierischen Ursprungs“, erklärt Meyer. Erst in dieser Woche fanden Zöllner bei einem Reisenden zehn Gefäße mit lebenden Korallen. „Aber diese Fälle haben zum Glück drastisch abgenommen“, sagt Walk. „Dafür explodieren die Zahlen bei den Waffenfunden.“

Ein Beispiel lässt an diesem Tag nicht lange auf sich warten. Es landet ein Urlaubsflieger aus der Türkei. Die Gruppe Zöllner steht etwas abseits des Gepäckbandes, scannt die Gesichter. Wer reist allein? Wer zückt beim Anblick der Kontrolleure sein Handy und gibt sich Mühe, emsige Beschäftigung vorzuspiegeln?

Zwei junge Männer werden zur Gepäckkontrolle gebeten. Beide geben an, sie hätten nichts anzumelden. Im Handgepäck des einen finden die Zöllner aber gleich drei große Pakete Käse — die zum Schutz vor Seuchen sofort konfisziert werden. Im Koffer seines Kumpels erregt eine schwarze Taschenlampe das Interesse des Zollmitarbeiters. Er drückt auf den Knopf — und knatternd sprühen blaue Lichtblitze aus der „Birne“. Die Lampe ist ein getarnter Elektroschocker.

„Davon haben wir derzeit eine Menge“, erklärt Zöllnerin Corinna Röder — auch in Form von Handys oder Feuerzeugen. Den jungen Reisenden — dem angeblich ein Onkel ohne sein Wissen die Lampe ins Gepäck gesteckt hat — erwartet ein Strafverfahren wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz.

Vor allem aber Schlagringe und Wurfsterne finden Röder und ihre Kollegen zurzeit in den Koffern am Flughafen. „Auf Flohmärkten in Bulgarien oder Rumänien werden die für wenige Euro angeboten.“ Mit dem falschen Hinweis, diese Waffen wären in Deutschland erlaubt. „Wir hatten auch mal einen Vater, der für seinen 16-jährigen Sohn einen Schlagring mitgebracht hat und sagte, er könne ihn doch nicht ,nackt’ in die Schule schicken“, berichtet Walk. „Da ist man fassungslos. Ich bin froh um jede Waffe, die wir finden — und die nicht auf die Straße gelangt.“

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