Türkischer Linksterrorist zu Haftstrafe verurteilt

Düsseldorf (dpa). In einer Reihe von Prozessen gegentürkische Linksterroristen ist in Düsseldorf ein erster Angeklagterzu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden.

Der 36-jährige Sinan B. hatte sich nach Überzeugung des Oberlandesgerichtsals Mitglied der Terrorgruppe DHKP-C an einer Jagd auf Abtrünnige inHamburg beteiligt. Die Aktion im Jahr 1997 sei zwar nach einer Wocheergebnislos abgebrochen worden, sagte die Vorsitzende RichterinBarbara Havliza. Aber es hätten auch Tote in Kauf genommen werdensollen, betonte sie.

Havliza folgte mit ihrem Urteil sowohl Bundesanwaltschaft als auch Verteidigung. Beide Seiten hatten die Freiheitsstrafe wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Verabredung zum Totschlag gefordert. Neben seiner Beteiligung an der Fehde in Hamburg wurde Sinan B. vorgeworfen, Geld für die DHKP-C gesammelt zu haben. Der Angeklagte habe gewusst, dass damit der bewaffnete Kampf in der Türkei finanziert werde, sagte die Richterin.Darüber hinaus soll Sinan B. 1995 an zwei gescheiterten Brandanschlägen auf türkische Banken in Duisburg und Köln beteiligt gewesen sein.

Das Verfahren um diese Attentate wurde aber wegen der Geringfügigkeit im Vergleich zu den übrigen Vorwürfen eingestellt.Die seit 1998 in Deutschland verbotene DHKP-C will den türkischen Staat zerschlagen und ein marxistisch-leninistisches System errichten. Sie entstand, nachdem sich die Organisation Devrimci Sol („Revolutionäre Linke“) in zwei konkurrierende Vereinigungen gespalten hatte - in den sogenannten Karatas-Flügel (DHKP-C) und den Yagan-Flügel.Die beiden Gruppen kämpften jahrelang mit Morden, Mordversuchen und anderen schweren Straftaten um die Vorherrschaft in Deutschland.

Sinan B. kommt zunächst auf freien Fuß und muss später eine Reststrafe verbüßen. Er saß bereits in Griechenland knapp ein Jahr in Untersuchungs- und Auslieferungshaft, was auf die jetzige Haftstrafe angerechnet werden soll. Mit dem Verfahren gegen den 36-Jährigen ist am Düsseldorfer Oberlandesgericht der erste von vier Prozessen gegen DHKP-C-Aktivisten zu Ende gegangen. In einem weiteren Verfahren könnte noch im Dezember gegen drei Angeklagte das Urteil fallen.

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