Düsseldorf Protestanten feiern ihr Jubeljahr

500 Jahre Reformation: 2017 kommt niemand an Luther vorbei — sogar im Rosenmontagszug ist seine Kirche präsent.

Düsseldorf: Protestanten feiern ihr Jubeljahr
Foto: evdus

Düsseldorf. 500 Jahre Reformation: An Martin Luther kommt dieses Jahr buchstäblich niemand vorbei. Auch in Düsseldorf nicht, wo die evangelische Kirche sich die Riesenchance zur Präsentation natürlich nicht entgehen lässt. Allein das bislang feststehende Programm füllt ein Büchlein von 82 Seiten: „Wir schauen auch zurück auf 1517 und die Folgejahre, vergewissern uns unserer historischen Grundlage“, sagt Superintendentin Henrike Tetz, „aber wir fragen ebenso nach der heutigen geistlichen Erneuerung der Kirche, die so aktuell ist wie vor 500 Jahren.“

Zum Glück verzichten die Protestanten in Düsseldorf auf den — gerade bei Luther so abwegigen — Kult der Quasi-Heiligenverehrung mit Devotionalien, Kitsch und Kommerz. Das Programm ist weitgehend anregend und anspruchsvoll, lädt zur Auseinandersetzung mit Glauben und Kirche damals und heute ein. Allerdings soll das keinewegs streng und spaßfrei geschehen — viel mehr gilt das Motto „Vergnügt, erlöst, befreit“: „Wir feiern das Jubiläum auch als richtiges Fest“, betont Tetz. Und das geht Ende Februar los mit Karneval: Erstmals ist die evangelische Kirche im Rosenmontagszug präsent — mit einer Fußgruppe und einem Wagen, den Jacques Tilly gestaltet.

Am 24. Juni folgt das Johannesfest aller Gemeinden in der Johanneskirche mit viel Musik (z.B. dem Kindermusical „Mönch Martin“). Im Juli brechen 1000 Konfirmanden zum „Konfi-Camp“ nach Wittenberg auf. Der Hauptjubelmonat Oktober beginnt mit einem „Wortanschlag“, bei dem Poetry Slamer ihre Thesen in der Jugendkirche anschlagen.

Das Hauptfest steigt dann am Reformationstag (31. Oktober) in der Tonhalle. Tetz: „Es ist ein Geschenk von uns an die Stadt.“ WDR-Mann Matthias Bongard moderiert, der Eintritt ist frei, Freikarten müssen aber bei der Kirche ([email protected]) bestellt werden.

Ansonsten gibt es neben unzähligen Gottesdiensten viel Kultur, von Ausstellungen im Stadtmuseum über die Theater-Uraufführung „Ich fürchte nichts“ (17. Februar), ein Reformationsoratorium (23. September), das Wolfgang Abendroth aus Bach-Kantaten komponiert hat, bis zur Reformationsoper in der Kaiserswerther Mutterhauskirche (18./19. November). Außerdem stehen Kabarett, Lesungen, Predigtreihen quer durch die ganze Stadt auf dem Programm, dazu reichlich Vorträge über Luther und andere Reformatoren. Sowie Ausstellungen über das Verhältnis späterer Geistesgrößen wie Goethe, Heine oder Thomas Mann zum Wittenberger Superstar.

Mehrere Ausstellungen finden auch im Haus der Kirche an der Bastionstraße statt, das 2017 ganz im Zeichen des Jubiläums steht — bevor es 2018 umfassend renoviert wird.

Die katholische Kirche wurde zum Mitfeiern eingeladen — und sie macht fleißig mit. So stehen Pfingstmontag mehrere ökumenische Gottesdienste an (u.a. in Stockum, Derendorf, Wersten). Ganz einfach ging das freilich nicht, obwohl die beiden Kirchen in Düsseldorf schon lange prima miteinander auskommen. Doch, so ist von katholischer Seite zu hören, das Erzbistum Köln muss immer wieder neu überredet werden. Tatsächlich hat Köln wieder keinen Sonntag für einen ökumenischen Gottesdienst genehmigt und auch den Feiertag Pfingstmontag angeblich nur ausnahmsweise gestattet.

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