Das denkt der Chef der Rock-Kneipe Papidou'x über die Altstadt

Rocco Melzer arbeitet seit 24 Jahren in der Hard-Heavy-Rock-Kneipe Papidou'x an der Liefergasse in der Düsseldorfer Altstadt. Ein Gespräch über Legenden, Musik und dem Metalgefühl in dieser Stadt.

Das denkt der Chef der Rock-Kneipe Papidou'x über die Altstadt
Foto: Melanie Zanin

Rocco, wie lange arbeiten Sie im Papidou‘x und was machen Sie dort?

Rocco Melzer: Ich arbeite nun schon in meinem 24. Jahr im Papidou’x. Damals habe ich als DJ mit CDs und VHS Kassetten angefangen, heute nennen wir das nur noch mp3 schubsen. Und ich bin mittlerweile Geschäftsführer des Lokals.

Das denkt der Chef der Rock-Kneipe Papidou'x über die Altstadt
Foto: Rocco Melzer

Was schätzen Sie an Ihrem Job?

Melzer: Hauptsächlich schätze ich an dem Job den Spaß an der Musik und das familiäre Zusammensein in unserem Laden. Man trifft Menschen, die man meist schon seit über 25 Jahren kennt, tauscht sich aus und hat Spaß miteinander. Früher unterhielten wir uns nur über Metal, heute beziehen sich unsere Unterhaltungen lustigerweise auf körperliche Gebrechen und andere musikferne Themen.

Gibt es in Düsseldorf eine richtige Metal-Szene?

Melzer: Eine richtige Metal-Szene gibt es, diese ist aber eher klein und überschaubar. Man kennt sich meist schon sehr lange, aber jedes Jahr kommen auch neue Gesichter hinzu, die Lust auf die Musik haben und die Atmosphäre super finden. In der Tat ist Düsseldorf schon eine richtige Schicki-Micki Stadt geworden, schon alleine, dass es in der Altstadt eine Kneipe mit dem Namen „Schickimicki“ gibt. Aber jeder sollte und darf sich ja schließlich frei entfalten und das ist gut so. Die Szene, die es in den 80ern in Düsseldorf dank Doro Pesch, Warlock, Assassin und vielen bekannten Bands gab, die ist nicht mehr so stark aktiv und hat in den 90ern nachgelassen, leider. Wenn wir mal daran denken, wer bei uns im Laden ein und aus gegangen ist. Aber im Großen und Ganzen ist Düsseldorf eine relativ entspannte und schöne Stadt, und ich lebe gern hier.

Ich höre gerne Metal. Wo gehe ich hin und was kann ich in dieser Stadt machen?

Melzer: Wenn man als Metalfan nach Düsseldorf kommt, sollte man entscheiden, auf was man eher steht. Mag man auch mal Death, Thrash, Speed, Metalcore und Heavy Metal, bleibt einem nur das Papidou‘x, denn dort wird alles geboten. Steht man auf 60er, 70er und 80er Hardrock, ist das Auberge die richtige Anlaufstelle, ebenso wie der Weiße Bär, wobei diese beiden Läden sich schon musikalisch voneinander unterscheiden. Mag man 90er Jahre Rock, AC/DC, Nirvana und Party Rock, sollte man unbedingt den Engel aufsuchen. Diese drei Läden sind jeweils auf der Bolkerstraße, die Partymeile schlechthin, ansässig. Im Stadtteil Bilk gibt es noch die Blende, die sich hauptsächlich an 80er Jahre Metal hält und nicht weit davon entfernt ist das Pitcher, welches regelmäßig richtig gute Bands auftreten lässt, wo ich ab und an auch anzutreffen bin. Ansonsten gibt es auch kleinere Läden, die regelmäßig Konzerte oder Partys abhalten. Man sollte definitiv so viele Kneipen wie möglich antesten, denn jede einzelne hat ihren eigenen Charme und man kann einiges entdecken. Zu guter Letzt darf das Unlicht nicht unweit von der Blende erwähnt werden, welches sich den Mittelalter, Gothic und Wikinger Fans in der Szene widmet und mit einem gut ausgewogenen Sortiment der Hauptnahrung eines Wikingers, nämlich Met, aufwartet.

Hat sich die Stadt in Ihren Augen in den letzten Jahren gewandelt?

Melzer: Die Stadt hat sich sehr verändert. Ich lebe nunmehr seit 1990/91 in Düsseldorf (zugezogen aus Sachsen) und mag nicht entscheiden, ob sich die Stadt zum Guten oder Schlechten gewandelt hat, vermisse aber die Zeiten, als noch einige kleine Metal-Bands auf dem Burgplatz aufgetreten sind. Oder auch die alljährliche Death Parade, die in Düsseldorf abgehalten wurde und die Altstadt in ein Metalkuttenmeer verwandelt hat.

Was wünschen Sie sich?

Melzer: Ich persönlich würde mir von der Stadt wünschen, genau solche kulturellen Veranstaltungen und kleinere Open-Airs (es muss nicht Ed Sheran sein) zu fördern. Die Barvielfalt der letzten 20 bis 30 Jahre hat sich sehr gewandelt. Viele Läden spielen nur noch den Einheitsbrei, der Feierwütige und Junggesellenabschiede in die Stadt lockt, was dem ein oder anderen Düsseldorfer schwer im Magen liegt. Mir persönlich sind das zu viele „Sauftouristen“ in der Altstadt. Die Einheimischen gehen leider sehr oft in die Randbezirke und feiern da, was natürlich positiv für die dortigen Läden ist.

Wie sehen Sie die Stadt?

Melzer: Düsseldorf ist eine Stadt, die Vielfältigkeit und Kreativität inne hat, und das merkt man bei der Masse an Bars und Kneipen, und dementsprechend viele verschiedene Charaktere an Menschen haben wir. Das macht alles schon etwas spannender, was sie zu erzählen haben. Ansonsten nehme ich es wie Konrad Adenauer: „Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt es nicht!“

Die Uni Düsseldorf kooperiert nun mit dem Wacken. Hat Sie das erstaunt?

Melzer: Erstaunt nicht, versucht man doch hier einfach mal kreativ zu sein und die Jugend oder verschiedenen Szenen mit solchen Aktionen anzusprechen, was sehr wichtig ist. Ich denke mal, dass ein schlauer Metalhead auf die Idee gekommen ist und dies für gut befunden wurde. Sehr gute Maßnahme, sind wir doch leider fast alle zu unmotiviert, um mal ein paar Literchen Blut im Jahr zu spenden, um Leben zu retten.

Was ist der Reiz an Festivals wie Wacken?

Melzer: Für mich persönlich haben Festivals einzig alleine den Anreiz in relativ kurzer Zeit viele Bands zu sehen und sich mit anderen Konzertgängern auszutauschen und ein paar Bierchen zu trinken. Das Drumherum, also die „Saufgelage“ und „Partys“ auf dem Campground sind für mich eher uninteressant, da ich genau sowas jedes Wochenende bei mir im Papidou‘x habe. Mich würden meine Festivalbegleiter eher sehr selten zu Gesicht bekommen, da ich dort viel unterwegs wäre.

Zurück zu Düsseldorf: Gibt es etwas, was in Ihren Augen fehlt für die Metal-Szene?

Melzer: Der Metal-Szene fehlen definitiv noch mehr willige Locations wie das Zakk oder das Stone (beides Locations mit sehr guten Live Konzerten), die auch etwas bekanntere Bands in die Stadt locken. Das machen Veranstalter wie zum Beispiel MoreCore in der Richtung schon ziemlich gut und man merkt, dass es langsam mehr Konzerte werden. Die Entwicklung in der Richtung gefällt mir sehr. Und was am Allerwichtigsten wäre, Düsseldorf müsste sein Image gegenüber den verschiedenen Szenen aufpolieren, um wieder mehr Metalfans nach Düsseldorf zu locken, denn der Ruf in NRW und im Pott ist nicht unbedingt der Beste. Ich würde mich über etwas mehr kleinere sonntags-Open-Airs freuen, die ich auch mal besuchen kann. Freitage und Samstage sind doch eher dem Papidou‘x gewidmet. Dies wird aber leider ein Traum bleiben.

Ein Leben ohne Metal ist für Sie?

Melzer: . . . wie eine leere Bierflasche.

Düsseldorf ist?

Melzer: . . . gerade viel zu warm, aber im Allgemeinen kann man hier gut und gerne leben, wie man es mag.

Ihr Metal-Album des Sommers für die Leser?

Melzer: Motorjesus- Race to Resurrection. Das ist wunderbarer MetalPunk ’n‘ Roll für die warmen Tage.

Und Ihr Metal-Evergreen?

Melzer: Death -Symbolic. Ein Meilenstein im Death Metal aus dem Jahre 1995. Leider ist Mastermind Chuck Schuldiner 2001 verstorben.

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