Wolf-Attacken Wölfe in NRW: Mehr Schutz für Ponys

Düsseldorf · 40 Attacken von Wölfen auf Nutztiere gab es 2021 in NRW – allein die Hälfte im Wolfsgebiet am Niederrhein.

 NRW hat vier Wolfsgebiete: das Rudel mit vier Welpen in Schermbeck am Niederrhein, weitere Rudel an der Landesgrenze nach Rheinland-Pfalz und in der Eifel sowie einen alleinlebenden Wolf in der Senne.

NRW hat vier Wolfsgebiete: das Rudel mit vier Welpen in Schermbeck am Niederrhein, weitere Rudel an der Landesgrenze nach Rheinland-Pfalz und in der Eifel sowie einen alleinlebenden Wolf in der Senne.

Foto: dpa

Die Rückkehr des Wolfes bereitet nicht nur den betroffenen Tierhaltern Kopfzerbrechen, sondern auch der NRW-Umweltministerin. Doch die für manch einen vielleicht naheliegende Lösung des Abschusses von Wölfen kommt jedenfalls derzeit aus Sicht von Ursula Heinen-Esser (CDU) nicht in Betracht. Sowohl ein Urteil des Verwaltungsgerichts Düsseldorf vom Mai als auch ein aktuelles Rechtsgutachten kommen zu dem Ergebnis: Auch im besonders betroffenen Bereich Schermbeck (Kreis Wesel) ist die Entnahme von Wölfen - so wird der Abschuss beschönigend genannt - weiterhin keine rechtlich gangbare Option. Dem steht das Bundesnaturschutzgesetz entgegen. Jedenfalls so lange, wie zumutbare Alternativen wie etwa wolfsabweisende Elektrozäune nicht ausreichend genutzt wurden. Die Umweltministerin will dem wachsenden Problem nun auf mehreren Wegen versuchen beizukommen.

Handlungsdruck entsteht vor allem durch die jüngsten Ereignisse in Schermbeck (Kreis Wesel).  Das dort aktive  Wolfsrudel hatte seit Oktober wiederholt Ponys attackiert.  Am 11., 20. und am 22. Oktober 2021 wurde dort jeweils ein Pony gerissen, ein weiteres wurde am 21. Oktober am Hinterlauf verletzt. Die Schafhalter hätten in der Region ihre Schafe hervorragend durch Elektrozäune oder Herdenschutzhunden geschützt, sagt Heinen-Esser. Was dazu führe, dass die Wölfe sich andere Nutzziere suchen, die sie einfacher reißen können. „Insbesondere auch einzeln stehende Ponys sind da leider ein Angriffspunkt. Das sehen wir mit großer Sorge.“

In NRW gibt es derzeit vier Wolfsgebiete (Senne, Schermbeck, Oberbergisches Land und Eifel). Nachgewiesen sind aktuell sieben Wölfe und mindestens elf ausgewachsene Welpen, verteilt auf drei Rudel und ein Einzeltier. Zwei der drei Rudel leben auf den Landesgrenzen und halten sich nur teilweise in NRW auf. Hinzu kommen durchwandernde Einzeltiere. Zum Vergleich: In Deutschland wurden 2020/2021 insgesamt 157 Rudel, 27 Paare und 9 ortstreue Einzeltiere registriert.

2021 kam es in NRW  bis Dezember zu 40 Übergriffen auf Haus-und Nutztiere, meist Schafe. 18 davon entfielen auf das Rudel im Wolfsgebiet Schermbeck. Zum Schutz von Weidetieren in Wolfsgebieten hat das Land  die „Förderrichtlinie Wolf“ nun erweitert. So werden ab 2022 in dem besonderes betroffenen Wolfsgebiet Schermbeck Schutzmaßnahmen auch für Kleinpferde (Ponys), Fohlen und Jungpferde finanziell gefördert. Zudem wird ab 2022 die Landwirtschaftskammer NRW die Prüfung und Förderung von Herdenschutzmaßnahmen vollständig übernehmen. Bisher waren jeweils die räumlich zuständigen Bezirksregierungen mit eingebunden. Heinen-Esser: „Mit den Neuerungen wollen wir zum einen auch die Halter von Kleinpferden zusätzlich unterstützen und motivieren, ihre Tiere besser vor Wolfsübergriffen zu schützen. Zum anderen führen wir die Herdenschutzberatung und -förderung zusammen und erhoffen uns davon passgenauere und beschleunigte Verfahren.“ Die Service-Hotline der Herdenschutzberatung bei der Landwirtschaftskammer ist zu erreichen unter: 02945 / 98 98 98. (Dies ist aber keine Anlaufadresse für Privatleute, die Informationsbedarf über Wölfe und deren Verhalten haben. Dafür verweist das Ministerium auf die Seite www.wolf.nrw.de)

Landtag soll eine „Wolfsverordnung“ beraten

Heinen-Esser sieht es als  „Ziel unserer Wolfspolitik“, das Leben mit dem Wolf so konfliktfrei wie möglich zu gestalten und Naturschutz und Herdenschutz in Einklang zu bringen. Dazu müssten Weiden mit potenziell gefährdeten Haus- und Nutztieren wolfsabweisend umzäunt werden, zudem sollten Tiere bei Dunkelheit am besten im Stall sein.

Angesichts der das Land treffenden steigenden Kosten, die die Ausdehnung der Schutzmaßnahmen hat, denkt die Umweltministerin aber auch an weitere Maßnahmen. Schon jetzt summierten sich die Kosten für Präventivmaßnahmen und Entschädigungen auf etwa 1,6 Millionen Euro jährlich. Hinzu komme der Aufwand für die Herdenschutzberatung. In den nächsten Jahren würden die Kosten wohl weiter steigen. Vor diesem Hintergrund will sie im Landtag eine sogenannte Wolfsverordnung diskutieren. Eine solche gibt es bereits in Niedersachsen, wo der Abschuss von Wölfen auch zur Vermeidung ernster wirtschaftlicher Schäden möglich ist.

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